RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: November 2011

Autor: © Ein bekanntes DRG-Mitglied

 

Bambusa pendula – ein Gras geht neue Wege

In unserem Nachbarort gibt es eine weithin für ihre große Pflanzenvielfalt bekannte Gärtnerei. Bei einem Besuch im Frühsommer erregte schon beim Betreten der Hofanlage eine üppig, wallende und wuchernde Hängeampel meine Aufmerksamkeit. Darin befanden sich jedoch weder Geranien, Petunien oder Stiefmütterchen – nein, es war knackig frisches, grünes Gras.

 

„Bambusa pendula“ was verbirgt sich hinter dem Namen
Abb. 1:Bambusa pendula“ was verbirgt sich hinter dem Namen

Meine Neugier und mein Interesse waren sofort hellwach und – ruckzuck – war einer der herabhängenden Triebe abgezwickt. Nun nur schön unauffällig tun... mmmhh.... jüngstes Blatt, Blattgrund, Öhrchen, Häutchen, Riefen???...wo ist denn bloß meine Lupe...?

 

Wenn ein potentieller Kunde mit so augenfälligem Interesse um ein Objekt kreist, bleibt das dem wachsamen Personal natürlich nicht verborgen. „Hinten im Gewächshaus stehen noch mehr. Schauen sie sich ruhig um!“ rief mir die Chefin geschäftstüchtig zu.
Dann nichts wie hin, vielleicht gibt es dort ja noch irgendeinen schriftlichen Hinweis auf die Identität. Auf einem Regal standen hier zahlreiche kleine Töpfe mit kleinen aber ebenso üppig wuchernden Gräsern. Aber Etiketten oder Beschriftung: – Fehlanzeige – und die Lupe ist natürlich zu Hause, wenn man sie mal braucht!

Also nochmal in Ruhe: jüngstes Blatt – gerollt, langes Häutchen, Riefen, kurzes, dreieckiges Blatt  - das kann doch nur........ eindeutig....

Nun denn, also eines der Töpfchen geschnappt und ab damit zurück zur Chefin. In einem etwas ruhigeren Moment habe ich dann gefragt – etwas komisch kam ich mir schon vor.
Sie schien die Frage jedoch schon gewohnt zu sein und so fing sie ganz anders an. „Ein schönes Gras, nicht? Und winterhart! Es braucht viel Wasser und will mindestens alle zwei Wochen eine Düngergabe haben. Pralle Sonne mag es nicht so gerne“. Alles klar – passt, denke ich noch und will es nun wissen. „Wie heißt denn dieses Gras“ frage ich und platze gleich vor Neugier und Erwartung.

Bambusa pendula – Hängebambus“ höre ich die Frau sagen, dann zieht es mir fast die Füße weg. Das kann doch nicht..., das geht doch nicht..., all mein Wissen – ad absurdum geführt?

Bambusa pendula – der Schlag saß! Mich beschleichen Zweifel. Mit Bambusgräsern kenne ich mich, zugebenermaßen nicht so gut aus. Erst langsam erhole ich mich und noch langsamer kehrt der Mut zurück. Es kann einfach nicht sein!  Alles passte doch – es kann nur Straußgras, Flechtstraußgras – Agrostis stolonifera – sein. Nein es gibt gar keinen Zweifel...?!?!

Ich unternehme einen ersten Widerspruch. Bambusa pendula? - das habe ich noch nie gehört. Für mich sähe das Gras wie ein Straußgras, also die Gattung Agrostis aus, bleibe ich erstmal vage, nicht ohne nachzuschicken, dass ich mich in der Materie eigentlich etwas auszukennen glaube.

Nein, einen anderen Namen wüsste sie auch nicht. Sie kenne dieses Gras nur unter der Bezeichnung „Bambusa pendula“ - eben der Hängebambus. Es sei neu im Sortiment und schon nach kurzer Zeit recht gefragt.
So ging es noch eine Zeit lang hin und her. Schließlich meinte Sie, es sei interessant was ich sage und wenn ich etwas zur wahren Identität des Grases beitragen könnte, solle ich es ihnen gerne mitteilen.

 

Also bezahle ich mein Töpfchen und suche mal nach dem Rest der Familie.

Es folgen noch am selben Tag umfangreiche Internetrecherchen. Es gibt tatsächlich eine Gattung Bambusa im Untertribus Bambusinae mit mehr als 100 Arten. Aber eine pendula – Fehlanzeige! Welche Bestimmungsmerkmale hat Bambusa? Ich komme nicht weiter!

Da kommt mir schließlich – einige Tage später - der Zufall zu Hilfe und Bewegung in die festgefahrene Situation. Hilfe in Form eines kleinen Katalogs eines Pflanzenversenders.

Auch hier im Katalog das schon bekannte Bild eines üppig, wallenden und wuchernden Grases in einer Hängeampel. Und daneben, neben Bestellnummer, Preis und weiteren Infos – ganz groß der Name:   H Ä N G E B A M B U S und ganz klein daneben der botanische Name:
Agrostis stolonifera!

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