RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: März 2012

Autor: © Dipl. Ing. agr. Wolfgang Henle, Rasenfachstelle Universität Hohenheim RFH

 

Entwicklung von Hausrasen-Mischungen im Feldversuch*

*Auszug aus der Bachelor-Arbeit von Felix Steinmetz, Universität Hohenheim, 2011

Arten- und Sortenanteile in der Rasenmischung

An der Rasen-Fachstelle der Universität Hohenheim wurden mit Unterstützung der Deutschen Rasengesellschaft e.V. (DRG) in der Saison 2011 im Rahmen einer größeren Untersuchung (siehe hierzu auch Rasen-Thema Feb. 2011) beispielhaft 12 unterschiedliche Hausrasenmischungen im Vergleichstest angesät.
Mischungen für den Hausrasen zählen in der Regel zum Rasentyp „Gebrauchsrasen“, mit mittlerer Belastbarkeit, guter Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit und mittleren bis hohen Pflegeansprüchen.
Gemäß der Richtlinie „Regel-Saatgut-Mischung“ (RSM),  herausgegeben von der FLL, wird mit dem Typ  „RSM 2.3, Gebrauchsrasen-Spielrasen“, die gebräuchlichste Mischung für Hausrasenflächen beschrieben, siehe hierzu Tabelle 1.

 

Art Mischungsanteil in Gewichts-% Mindesteignung
Regelwert Spielraum
Festuca rubra commutata 20 10 – 30 6
Festuca rubra rubra 10 5 – 15 5
Festuca rubra trichophylla 10 5 – 15 6
Lolium perenne 20 15 –25 7
Lolium perenne 10 5 – 15 6
Poa pratensis 20 10 – 30 7
Poa pratensis 10 5 – 15 6

Tab. 1: Zusammensetzung der Rasenmischung Typ RSM 2.3 Gebrauchsrasen – Spielrasen mit Arten-Anteilen und Anforderungen für die Mindesteignung der Sorten (nach FLL, 2011).

 

Von den untersuchten Mischungen wurde keine als RSM-Typ bezeichnet, auf einigen Packungen fand sich jedoch der Zusatz „Sorten nach RSM“.
Nach dem Saatgutverkehrsgesetz (SaatgutV)  müssen Rasenmischungen mit einem  Etikett oder einem entsprechenden Aufdruck so gekennzeichnet sein, dass unter anderem der Verwendungszweck, die Mischungsnummer und die Arten- und Sortennamen mit den entsprechenden Gewichtsanteilen zu entnehmen sind.

Neben den  Originalmischungen wurden zum Vergleich entsprechende Nachmischungen nach Etikettangaben in Anlehnung an die Anbauprüfung auf Rasennutzung des Bundessortenamtes (BSA; 2004) im Freiland angesät und visuell bonitiert. Umfangreiche Daten werden in der Zeitschrift „European Journal of Turfgrass Science“ Ausgabe 1-2012 veröffentlicht.

 

Tab. 2:  Zwei Beispiele der getesteten Original-Rasenmischungen aus Baumärkten und Garten-Centern in der Saison 2011, Misch. 2 = hochwertig, Mischung 9 = „Billig-Mischung“.

Mischung 2 (Saatstärke 20 g/m²; > 15 Euro/kg)

M.-% Grasart Sorte BSA Note Gebrauchsrasen
20 Lolium perenne Lucius 7
20 Lolium perenne Orval 7
15 Lolium perenne Euro/kgdiamond 8
15 Festuca rubra commutata Olivia 8
10 Poa pratensis Lincolnshire 9
10 Poa pratensis Limousine 9
10 Festuca rubra trichophylla Euro/kgmaster 8

 

Mischung 9 (Saatstärke 40 g/m²; > 10 Euro/kg)

M.-% Grasart Sorte BSA Note Gebrauchsrasen
35 Festuca rubra rubra Maxima 1 5
30 Lolium perenne Nui*** -
30 Lolium perenne Pionero** -
5 Poa pratensis Balin*** -

**            Zulassung als Futtergras nach BSA
***           Zulassung als Futter- und Rasengras nach OECD

 

Ergebnisse der Anbauprüfung

Zehn Tage nach der Aussaat wurde der Saataufgang visuell erfasst und auf der üblichen Boniturskala von 1 bis 9 bewertet. Om steht für den Mittelwert der Boniturnoten der Originalmischung, Nm entsprechend für die Nachmischung. Die Indikatoren markieren die Minimal- und Maximalwerte der Bonitur. Beim Vergleich der Originalmischung zur Nachmischung gab es im Ansaatjahr nur geringe Abweichungen.
Deutliche Unterschiede im Saataufgang wurden bei den verschiedenen Mischungen 1- 12 sichtbar (s. Abbildung 1). So zeigte die Mischung 9 bereits nach zehn Tagen einen intensiven Saataufgang, der bei Mischung 2 langsamer verlief.

 

Bonitur des Saataufgangs nach 10 Tagen (1 = sehr geringe Bodenbedeckung; 5 = mäßige Bodenbedeckung; 9 = sehr hohe Bodenbedeckung).
Abb. 1: Bonitur des Saataufgangs nach 10 Tagen (1 = sehr geringe Bodenbedeckung; 5 = mäßige Bodenbedeckung; 9 = sehr hohe Bodenbedeckung).

 

Der allgemeine Rasenaspekt wurde mit ähnlichen Ergebnissen nach dem Narbenschluss zwei Mal bonitiert. Die Mischungen 6, 9 und 10 zeigten insgesamt eine sehr lockere hellgrüne Narbe, was zu geringen Noten führte.

Bei der Bonitur der Narbendichte zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenartigen Handelsmischungen, s. Abbildung 2. Die geringste Narbendichte hatten die Mischungen 6, 9 und 10, gefolgt von Mischung 3. Im Mittelfeld lagen die Mischungen 4, 5 und 8. Eine dichte Narbe zeigten die Mischungen 1, 2, 7, 11 und 12.

 

Bonitur der Narbendichte im Ansaatjahr bei verschiedenartigen Rasenmischungen (1: sehr locker; 5: mittel; 9: sehr dicht).
Abb. 2: Bonitur der Narbendichte im Ansaatjahr bei verschiedenartigen Rasenmischungen (1: sehr locker; 5: mittel; 9: sehr dicht).

 

Bewertung der Ansaat-Versuche im Freiland

Zwischen den jeweiligen Mischungsvarianten wurden erhebliche Qualitätsunterschiede sichtbar. Dies ist bei genauerer Studie der Etiketten vor allem auf die Mischungszusammensetzung und die verwendeten Arten und Sorten zurückzuführen.
Deutlich abfallende Bewertungen erhielten Mischungen, in denen Futtersorten enthalten waren (3, 6, 9 und 10). So hatten die Varianten 6, 9 und 10 bei der Bonitur des Aufgangs auf Grund der in hohen Anteilen enthaltenen schnellwüchsigen Futtersorten der Art Deutsches Weidelgras, die mit Abstand stärkste Bodenbedeckung gezeigt. Die Varianten 9 und 10, die zudem mit einer hohen Saatstärke (40 g/m²) ausgesät worden waren, erreichten dadurch den Narbenschluss deutlich am frühesten.
Bei der Bonitur des Deckungsgrades und der Narbendichte, wie auch bei der zweiten Bonitur des Aspekts wurden die Varianten mit Futtersorten deutlich schlechter bewertet, als die Varianten mit Rasensorten. Die Varianten 6, 9 und 10 zeigten unter anderem auf Grund der geringen Schnittverträglichkeit von Futtergräsern (MÜLLER-BECK, 2009), eine starke Narbenauflockerung, sodass die Narbendichte und der Deckungsgrad sehr gering ausfiel und sich kein ästhetisches Bild der Rasenflächen ergab.

Diese Ergebnisse machen deutlich, dass Rasenmischungen mit Futtersorten nicht die nötige Qualität für eine Hausrasenanlage erbringen; denn bei Futtergräsern lauten die Zuchtziele Masseaufwuchs und Nahrungsinhaltsstoffe und nicht Schnittverträglichkeit und Narbendichte wie bei den Rasengräsern.
Rasenmischungen mit Zuchtsorten für die Rasennutzung zeigten bei den Bonituren von Deckungsgrad, Narbendichte und Aspekt, die besseren Ergebnisse.
Die Unterschiede in der Narbendichte und Narbenfarbe sind eindeutig auf die Zusammensetzung zurückzuführen, da diese Merkmale sortenabhängig ausgeprägt sind.

Die Auswertungen zeigen, dass alle „echten Rasenmischungen“ (1, 2, 5, 7, 8, 11 und 12) im Aussaatjahr und bei entsprechender Pflege qualitativ hochwertige Rasenflächen mit dichter Narbe, homogenem Wuchs und einheitlicher Farbe bilden können.
Eine abschließende Qualitätsbeurteilung der unterschiedlichen Mischungen kann jedoch erst im zweiten und dritten Versuchsjahr erfolgen, denn dann zeigen sich Wintereinflüsse (Frost) sowie das Regenerationsvermögen im Frühjahr.

 

Literaturhinweise

BSA – Bundessortenamt (2004): Richtlinie für die Anbauprüfung auf Rasennutzung.
FLL – Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. (2010/2011): RSM - Regel-Saatgut-Mischung, Ausgaben 2010, 2011 und 2012.
SaatgutV  –  Saatgutverordnung (1986): Verordnung über den Verkehr mit Saatgut landwirtschaftlicher Arten und von Gemüsearten.
MÜLLER-BECK, K. (2009): Rasenmischungen für dauerhaften Rasen. www.rasengesellschaft.de/content/rasenthema/2009/3.php   (12.10.2011).

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