RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: März 2017

Autoren: © U. Klinke, Dienstleistungsunternehmen

Mein Nachbar und der Rasen, wieviel Rasenpflege ist notwendig?

Die Erwartung

Wir Gartenbesitzer möchten einen pflegeleichten, schönen und perfekten Rasen haben, mit diesem Ziel sehe ich immer auch meinen Nachbarn im Garten werkeln.
Seine Vorstellung von einem dichten, grünen Rasen sollte aber bitte nicht mit dem Aufwand wie für einen Golf- oder Fußballplatz zu erreichen sein. Seine 300 m² Rasenfläche ist auch nicht mit einem Fußballplatz von 6000 -7000 m² zu vergleichen.
Im Hausgartenbereich haben wir andere Anforderungen im Vergleich zu den Profi-Nutzern aus dem Golf- oder Fußballbereich:

  • Spielen wir im Garten etwa Golf und üben am Abschlag?
  • Schlagen wir mit dem Golfschläger in den Rasen, was vergleichbar mit der Fahrspur eines „Panzers“ wäre?
  • Wollen wir unterschiedliche Rasentypen  wie auf dem Golfplatz kultivieren?
  • Spielt bzw. trainiert eine Fußballmannschaft jede Woche bei uns im Garten?
  • Läuft der Ball gleichmäßig?
  • Spielen wir im Winter Golf oder Fußball im Garten?

Auf alle Fragen lässt sich mit einem klaren Nein antworten. Also benötigen wir demnach keinen Golf- bzw. Fußballrasen im Garten!

Der Praxiseinsatz

Es gibt nur eine Kleinigkeit, die übersehen wird. Auf dem Golfplatz, dem Fußballplatz und im Garten handelt es sich immer um Rasengräser, wobei nur die Belastung unterschiedlich ist!
Was würde geschehen, wenn Gartenbesitzer den Rasen wie die Profis pflegen? Es geht nicht um die üblichen bekannten Pflegearbeiten, sondern um das Aerifizieren und Besanden wie bei den Profis.
Was ist Aerifizieren von Rasenflächen? Einfach ausgedrückt bedeutet das, Löcher in den Rasen drücken und anschließend mit gewaschenem Sand (Körnung 0-2 mm) verfüllen. Dies belüftet den Boden, gleichzeitig werden leichte Unebenheiten auf der Fläche eingeebnet.

Nachfolgend ein Praxisbeispiel für die Wirkung von Aerifizieren und Besanden. Durchgeführt bei meinem Nachbarn im März 2016.

 

So sah die Rasenfläche über Winter aus.
Abb. 1: So sah die Rasenfläche über Winter aus. Der Rasen als Lagerplatz. Ein absoluter Fauxpas für Rasenfachleute im Profibereich. Die müssen auch nichts lagern. Aber wir Gartenbesitzer haben manchmal keine Wahl. (Alle Fotos: Klinke)

 

Was kann man tun, um den Rasen wieder in Ordnung zu bekommen?
Bei einer Bodentemperatur von ca. 5 °C wurden am 11.03.2016 Löcher in den Rasen gestanzt und die Fläche mit Flusssand abgestreut. Es wurden zu diesem Zeitpunkt nur Dünger und Sand verteilt. Das Nachsäen von Rasen war nie vorgesehen.

 

Mit den geeigneten und geschulten Helfern ist der Sand schnell verteilt.
Abb. 2: Mit den geeigneten und geschulten Helfern ist der Sand schnell verteilt.

 

Schön sieht anders aus, aber es hilft.
Abb. 3: Schön sieht anders aus, aber es hilft.

 

Einige Wochen später: Die Bodentemperatur ist gestiegen und die Lichtverhältnisse haben sich im Frühjahr verbessert. Der Rasen hat sich von den Winterstrapazen vollständig erholt.

 

Ende April 2016 hat sich die Fläche schon weitgehend selbst regeneriert.
Abb. 4:
Ende April 2016 hat sich die Fläche schon weitgehend selbst regeneriert.

 

Das Frühjahr ist gekommen (21.05.2016) und die Rasenfläche ist vollständig regeneriert.
Abb. 5:
Das Frühjahr ist gekommen (21.05.2016) und die Rasenfläche ist vollständig regeneriert. Der Garten wird wieder zum Treffpunkt der Familie.

 

Das Ergebnis

Was würde also geschehen, wenn Gartenbesitzer ihren Rasen wie die Profis pflegen?
Der Gartenbesitzer erhält einen besseren, pflegeleichten und widerstandsfähigen Rasen, wie jeder Profibetrieb. Die Widerstandsfähigkeit hat sich erhöht, sodass typische Rasenkrankheiten wie Rotspitzigkeit, Schneeschimmel und Rostkrankheiten kaum eine Chance bekommen.

Seit 2012 werden diese Arbeiten auf der oben gezeigten Rasenfläche konsequent durchgeführt. Das Ergebnis ist immer das gleiche: Top-pflegeleichter Rasen!
Das Aerifizieren und Besanden der Rasenfläche schließen aber das regelmäßige Mähen, Düngen und Wässern nicht aus.

An dieser Stelle möchte ich H. NONN (2001) zitieren: „Grundsätzlich ist ein dichter, wüchsiger, gut ernährter und gesunder Rasen relativ resistent gegenüber Moos. Deshalb sollten alle Pflegemaßnahmen hierauf abzielen.“ Das trifft auch auf andere Plagegeister der Rasenflächen zu.

Wenn Sie anfangen etwas für den Rasen zu tun, muss es konsequent und dauerhaft sein. Nicht als „Frühjahrsmode“, wenn Gartenbesitzer in den gegenseitigen Wettstreit treten, sondern tun Sie es für die Vitalität des Rasens.

 

Literatur:
ALBRACHT, R. und H. NONN, 2009: Aerifizieren – Luft für Boden und Pflanze. www.rasengesellschaft.de/content/rasenthema/2009/9.php

NONN, H., 2001: Was sind Moose?
www.rasengesellschaft.de/content/rasenthema/2001/09.php

PRÄMASSING, W., REINDERS, A. und H. FRANKEN, 2001: Aerifiziermaßnahmen verändern bodenphysikalische Eigenschaften von Rasentragschichten. Dr. Wolfgang, Anne Reinders und Prof. Dr. Heinrich Franken, Universität Bonn, Rasenthema November 2001: www.rasengesellschaft.de/content/rasenthema/2001/11.php

 

Autor:
Uwe Klinke
Stolper Str. 10
16540 Hohen Neuendorf
www.dienstleistungsunternehmen-klinke.de

Zurück

© Deutsche Rasengesellschaft e.V. (DRG)