RASENTHEMEN SEIT 1999

Rasenthema: April 2017

Autorin: © Dipl. Ing. agr. Susanne Wöster, Bundessortenamt Hannover

Winteraspekt bei Sorten und Arten gibt Hinweise zur Auswahl von Rasenmischungen für Regeneration und Neuanlage

Der Winter ist zu Ende und es zeigt sich, auf welchen Rasenflächen Nachsaaten oder eine komplette Neuanlage notwendig sind. Doch der nächste Winter kommt und so sollte schon bei der Planung von Aussaaten in der bevorstehenden Vegetationszeit die Arten- und Sortenwahl im Hinblick auf Wintertauglichkeit Berücksichtigung finden.

Vielfältige Eigenschaften und Merkmale der Gräser

Zwischen den Arten und Sorten gibt es nicht nur in den Merkmalen Belastbarkeit, Trockenheitstoleranz oder Resistenzeigenschaften Unterschiede, auch im Winteraspekt und der Geschwindigkeit des Wiederergrünens nach dem Winter sind deutliche Differenzen erkennbar.
Während Lolium perenne (Deutsches Weidelgras) im Winter einen allgemein ansprechenden Gesamteindruck hinterlässt, ist Poa pratensis (Wiesenrispe) von vielen gelblichen Blättern durchzogen, nicht zuletzt bedingt durch Rostbefall im Spätsommer. Festuca arundinacea Rohr-Schwingel zeigt ebenso wenige grüne Blätter und Festuca rubra (Rotschwingel) weist vor allem bei den ausläuferbildenden Typen häufig braunes abgestorbenes Pflanzenmaterial zwischen noch grünen Blatttrieben auf. Erst spät im Frühjahr sind mäßige Winterfarbe und totes Blattmaterial durch frische grüne Triebe ersetzt.

 

Gräserarten unterscheiden sich deutlich im Winteraspekt
Abb. 1: Gräserarten unterscheiden sich deutlich im Winteraspekt. Aufnahme im Februar zeigt vorne Lolium perenne (Deutsches Weidelgras) in der Mitte Festuca arundinacea (Rohr-Schwingel) und hinten Festuca rubra (Rotschwingel). (Foto: S. Wöster)

 

Neben Pflegemaßnahmen, wie einer ausreichenden Düngung sowie Durchlüftung des Pflanzenbestandes und des Wurzelraumes, kann durch geeignete Sorten mit guten Vegetations- und Winteraspekt-Bonituren der Gesamteindruck einer Rasenfläche auch im Winter positiv beeinflusst werden. Welche Sorten unter winterlichen Prüfungsbedingungen besonders gut abgeschnitten haben, lässt sich der Beschreibenden Sortenliste Rasengräser entnehmen, die im Zweijahres-Rhythmus vom Bundessortenamt herausgegeben wird. Kostenfreier Download: www.bundessortenamt.de/internet30/fileadmin/Files/PDF/bsl_rasengraeser_2014.pdf

 

Abstufungen in der Grünausprägung werden beim Sommeraspekt der Gräserarten deutlich.
Abb. 2: Abstufungen in der Grünausprägung werden beim Sommeraspekt der Gräserarten deutlich. Die Aufnahme im Juni zeigt vorne Lolium perenne (Deutsches Weidelgras) in der Mitte Festuca arundinacea (Rohr-Schwingel) und hinten Festuca rubra (Rotschwingel). (Foto: S. Wöster)

 

Keimfähigkeit und Triebkraft wichtig für Erfolg bei Rasenansaat

Nachdem die richtige Mischung mit geeigneten Sorten ausgesät ist, benötigt man Geduld; denn das Auflaufen der einzelnen Arten ist zeitlich recht unterschiedlich entwickelt.
Die  Tabelle 1 gibt einen Überblick zur Keimdauer der wichtigsten Rasengräserarten.

Art Botanischer Name Art Deutscher Name Keimdauer in Tagen
Lolium perenne Deutsches Weidelgras 7
Agrostis spec. Straußgras 14
Deschampsia cespitosa Rasenschmiele 14
Festuca arundinacea Rohr-Schwingel 14
Festuca rubra Rotschwingel 14
Poa supina Lägerrispe 21
Poa pratensis Wiesenrispe 21

Tab.1: Durchschnittliche Keimdauer wichtiger Rasengräserarten.

 

Innerhalb der Arten variiert auch zwischen den Sorten die Auflaufgeschwindigkeit, sodass die Angaben nur Richtwerte darstellen. Der Keimungsprozess der Samen (Spelzfrüchte) ist ein komplexer physiologischer Vorgang bei dem eine ausreichende Wasserversorgung, die Bodentemperatur und die im Samen vorhandenen Nährstoffe eine entscheidende Rolle spielen. Aber auch die Keimfähigkeit und Triebkraft der Saatgutpartie entscheiden über einen gleichmäßigen und zügigen Aufgang.

Keimtest gibt Auskunft zur Qualität

Ist man sich nicht sicher, ob eine ältere, vorhandene Saatgutmenge noch ausreichend keimt, kann ein einfacher Keimtest bei Zimmertemperatur die gewünschten Anhaltspunkte liefern.

Dazu werden 100 Korn aus dem Saatgut entnommen, auf mit viel Wasser getränkten Zellstoff oder Filterpapier in eine Schale gelegt, ggf. mit Wasser besprüht und luftdicht abgedeckt (z. B. mit Frischhaltefolie), um die Feuchtigkeit zu halten (s. Abbildung 3). Die Keimprobe darf nicht austrocknen, ggf. bei Bedarf nachwässern. Aber auch „schwimmen“ sollte das Saatgut nicht, damit der notwendige Gasaustausch gewährleitet werden kann. Nach Ablauf der Keimdauer wird das gekeimte Saatgut ausgezählt.

Hartschalige Samen benötigen einige Tage länger für die Keimung, sodass man die nicht gekeimten Körner noch ein paar Tage weiter beobachten sollte. Sind 75 von 100 Körnern gekeimt, so kann auf eine Keimfähigkeit von 75% geschlossen werden und die Aussaatstärke kann entsprechend angepasst werden. Bei deutlich niedrigeren Werten empfiehlt es sich, neues Saatgut zu beschaffen.

 

Keimprobe bei Rotschwingelsaatgut (100 Korn),
Abb. 3: Keimprobe bei Rotschwingelsaatgut (100 Korn)

Abdeckung der Probe mit Folie.
Abb. 4:
Abdeckung der Probe mit Folie.
(Fotos: S. Wöster)

 

Alternativ kann auch eine Probesaat in einer Saatkiste Aufschluss geben. Kenntnis über die Keimfähigkeit verhindert späteren Ärger, zusätzliche Arbeit oder gar Reklamationen, sollte die Aussaat misslingen.
Der hier beschriebene Test für die „Fensterbank“ ersetzt nicht die Keimfähigkeitsuntersuchungen nach standardisierten ISTA Methoden, die in zertifizierten Untersuchungslaboren angeboten werden. Dieser Schnelltest gibt aber einen Richtwert zur Entscheidung, ob das im eigenen Keller oder Lager vorhandene Saatgut ersetzt werden muss oder vielleicht doch noch verwendet werden kann.

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