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Rasenthema: März 2024

Autor: Prof. Martin Bocksch


Reparatur von Rasenspielfeldern im Frühjahr
– Saatgut oder Fertigrasen –

 

Ein Strapazierrasen muss Scherkräften standhalten, soll sich schnell regenerieren und top aussehen! Kurz, er muss funktionieren und den Spielern stets gute und gleiche Spielbedingungen bieten. Nach einer langen Spielzeit, die meist bis weit in den November hinein reicht, ist das oft nicht mehr überall erfüllt. Doch es folgt der Winter – ganz ohne Wachstum und Regeneration und die geordnete Nachpflege im Spätherbst, nach der 1. Saisonhälfte kommt oft genug zu kurz. Über den Winter wird die Rasenqualität auch nicht besser. Und dann folgt – nicht der Vegetationsbeginn mit neuem Wachstum – sondern der Start in die zweite Saisonhälfte. Auf immer noch spätherbstlich und winterlich geschädigten Plätzen.

 

Reparatur von Rasenspielfeldern im Frühjahr
(Bild links: DSV; Bild rechts: M. Bocksch)

 

Spätestens zum Trainings- oder Spielbeginn im zeitigen Frühjahr muss auf den Plätzen etwas passieren. Und bei vielen Vereinen und Kommunen stellt sich die Frage was tun? Saatgut auf den am schlimmsten abgespielten Bereichen – z. B. den Torräumen oder im Mittelfeld, ausbringen und damit die Flächen wieder begrünen oder Fertigrasen verlegen und so schnell für eine neue, belastbare Narbe sorgen?

 


(Bild: M. Bocksch)


Das Saatgut unserer heimischen Kaltzonenrasengräser keimt in der Regel ab Temperaturen von 10 – 12° C. Bei einzelnen Arten und auch innerhalb der Arten, zwischen den Sorten, kann es jedoch deutlich nach unten oder oben variieren. Der Spielraum liegt zwischen 5 – 18° C. In den letzten Jahren haben die Züchter nach kältetoleranteren Sorten, insbesondere beim Deutschen Weidelgras (Lolium perenne), gesucht. Diese Art ist bekannt für ihren „frühen Saisonstart“ und eine relativ gute Kältetoleranz bei der Keimung. Aus geeigneten Sorten hat der Handel spezielle Nachsaatmischungen für das zeitige Frühjahr zusammengestellt.

 

Deutsches Weidelgras
Deutsches Weidelgras

 

Deutsches Weidelgras – Lolium perenne

Kältetolerantes Deutsches Weidelgras keimt zwar bei kühlen Temperaturen und wächst auch dabei, aber nicht annähernd so rasch wie später, wenn es wärmer wird, denn nach wie vor gilt: richtig ins Wachstum kommt eine Grasnarbe erst ab Temperaturen von 10 – 12° C. Daher wird die Ansaat in der Regel erst ab Mitte/Ende April oder im Mai durchgeführt. Denn, je wärmer der Boden, desto schneller erfolgt die Keimung der Samenkörner und die neue Rasennarbe wird rasch dichter. Dadurch werden Unkräuter oder Fremdgräser verdrängt und es bildet sich eine dichte, homogene Grasnarbe aus.
Immer häufiger erleben wir jedoch erste Trockenperioden zu diesem Zeitpunkt mit allen resultierenden Folgen für Keimung, Entwicklung und das Wachstum der Gräser. Der Pflegeaufwand z. B. durch das Belegen der Neuansaat mit einem Vlies, steigt. Ebenso der Wasserverbrauch. Zudem ist die Bewässerung von Neuansaaten schwierig und verlangt Fingerspitzengefühl, sollen die Samen nicht verschwimmen.

Zur Anwendung kommt in der Regel die Nachsaatmischung der RSM-Rasen.

RSM 3.2 Sportrasen – Regeneration:

  • Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) Sorte I (60 %) Mindestnote 8*
  • Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) Sorte II (25 %) Mindestnote 7*
  • Wiesenrispe (Poa pratensis) Sorte I (15 %) Mindestnote 6*
    *nach Strapazierrasenprüfung

Ein Spielraum ermöglicht es Mischungen mit 100 % Deutschem Weidelgras (Lolium perenne) als RSM 3.2 Sportrasen – Regeneration zu vermarkten. Das ist besonders im zeitigen Frühjahr sinnvoll, da erstens die Wiesenrispe hohe Anforderungen an die Keimbedingungen stellt und lange für die Keimung benötigt und zweitens so Mischungen aus 100 % kältetolerantem Deutsch Weidelgras zusammengestellt werden können.

Bei Fertigrasen, auch als „Rollrasen“ bekannt, handelt es sich um eine fertige Rasennarbe. Sie wurde über 1 – 2 Jahre vom Fertigrasenanbauer gepflegt. Geerntet werden kann mehr oder weniger ganzjährig – außer bei Frost oder starker Nässe – und wenn der Rasen geerntet werden kann, dann kann er auch verlegt werden. Und der neue Rasen wächst schnell an! Obwohl im Februar noch keine 10 oder 12° C herrschen, schon gar nicht im Boden!

Graswurzeln mögen es kühler als Blätter oder Triebe. Die ersten Wurzeln von Deutschem Weidelgras und Wiesenrispe fangen bereits bei Bodentemperaturen von 2 – 3° C an zu wachsen. So wurzelt die neue Rasendecke – mit den entsprechenden Nähr- und Pflanzenhilfsstoffen versehen – erstaunlich rasch an. Außerdem sind viele Stressfaktoren wie Hitze oder Trockenheit noch nicht vorhanden.

Weitere Vorteile: Durch die kühleren Temperaturen ist die Gefahr von Transport-schäden geringer. Nach der Verlegung benötigt der neue Rasen weniger Wasser als im Sommer und trotzdem sind Trockenschäden seltener.

So werden die Flächen mit weniger Aufwand, schneller wieder nutzbar, was einen Trainings- und Spielbetrieb auf einer intakten, belastbaren Rasennarbe ermöglicht.

 

Im Frühjahr ist das stärkste Wurzelwachstum unserer Rasengräser.
Im Frühjahr ist das stärkste Wurzelwachstum unserer Rasengräser. Das ist ideal für die Verlegung von Fertigrasen.
Zudem ist es ressourcenschonender, weil weniger Wasser benötigt wird als im Sommer, wo das Wurzelwachstum
zudem am schwächsten ist. (Quelle: Turgeon, 1996, verändert H. Schneider und M. Bocksch)

 

So lassen sich geschädigte Torräume oder auch ganze Spielfelder erneuern. Den alten Rasen, bzw. dass was davon übrig ist, herausfräsen, den Boden flach aufar-beiten und Nähr- und Pflanzenhilfsstoffe einarbeiten.

 

So lassen sich geschädigte Torräume oder auch ganze Spielfelder erneuern.
(Bild: Richter Rasen)

 

Fertigrasenerzeuger und Düngemittelproduzenten bieten spezielle „Starterdünger“ an. Sie sind insbesondere für Fertigrasen gedacht und enthalten Phosphor (P) in höheren Konzentrationen. Phosphor fördert das Wurzelwachstum. Zudem gibt es Spezialdünger die Aminosäuren zur Wurzelförderung enthalten und eine beachtliche Wirkung erzeugen. Viele Fertigrasenerzeuger schwören auf diese Produkte.

Wichtig ist auch, dass der Boden bei der Verlegung fest und feinkrümelig ist. Kommt der Fertigrasen auf der Baustelle an, muss er unverzüglich verarbeitet werden. Die Bodenaufbereitung muss daher zwingend vorher geschehen.

Verlegt wird stets in eine Richtung und immer so versetzt, dass keine Kreuzfugen entstehen. Die einzelnen Soden liegen eng an eng und auf Stoß. Anschließend, bzw. bei großen Flächen im laufenden Prozess, werden die Soden mithilfe einer leichten Walze fest an den Boden gedrückt, um sicheren Bodenkontakt herzustellen. Das ist wichtig für die spätere Wasseraufnahme. Unabhängig von der Jahreszeit ist der frisch verlegte Fertigrasen bei Trockenheit sofort zu bewässern, denn die Sode trocknet auch bei kühlen Bedingungen aus und schrumpft in der Folge. Bleiben Niederschläge aus und der Boden trocknet erkennbar aus, ist die Bewässerung so lange fortzusetzen, bis der Rasen sicher angewurzelt ist und sich mit Wasser aus der Rasentragschicht versorgen kann. Je nach Witterung kann das mehr oder weniger Wasseraufwand bedeuten. Früh im Jahr ist der Aufwand in der Regel geringer.

Zudem bietet Fertigrasen heute mit einer Vielzahl von Formaten viel Flexibilität. Dicksoden (25 – 30 mm) in verschiedenen Längen und Breiten, auf großen und kleineren Rollen eröffnen der Verarbeitung viele Möglichkeiten. Bei Dünnsoden geht das bis zur Verlegung durch angelernte Kräfte, beispielsweise Vereinsmitglieder.

Definiert sind die Rasenformate nach den Vorgaben der „Technische Lieferbedingungen für Rasensoden aus Anzuchtbeständen“, kurz TL Fertigrasen. Insbesondere Dicksoden mit bis zu 3 cm dicke erlauben eine nahezu unverzügliche Bespielbarkeit der neuen Flächen, stellen jedoch hohe Anforderungen an die Verlegequalität. Dünnsoden sind preiswerter und leichter, müssen jedoch fest verwurzelt sein, bevor sie genutzt werden können.

Bei den in der TL Fertigrasen definierten Rasentypen wurde auf eine feste Mischungszusammensetzung verzichtet und stattdessen Mindestanteile für verschiedene Grasarten in der projektiven Bodendeckung der fertigen Sode definiert.

Beispiel: Sportrasen nach TL Fertigrasen
Sportrasen darf nur Gräserarten nach RSM 3.1 enthalten.

  • Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) ≥ 30 % projektive Bodendeckung
  • Wiesenrispe (Poa pratensis) ≥ 30 % projektive Bodendeckung

Für Sportrasen nach DIN 18035-4, als für DIN-Plätze, gelten spezielle Anforderungen an den Anzuchtboden, die ebenfalls in der TL Fertigrasen definiert sind.

Fertigrasen hat eine lange Saison, viel länger als Ansaaten, auch wenn hier in den letzten Jahren versucht wird die Spanne zu verlängern. Dennoch ist die fertig entwickelte und belastbare Grasnarbe des Fertigrasens vielfach ein wichtiges Argument für die Verlegung. Eine Ansaat ist meist günstiger, aber bis eine voll belastbare Rasennarbe entstanden ist, dauert es Wochen und zum Teil Monate. Gerade für kleinere Ausbesserungen auf Sportplätzen, wie sie häufig die Torräume betrifft, ist Fertigrasen heute eine wirtschaftliche und sinnvolle Alternative.

 

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