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Rasenthema: Januar 2023

Autor: Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.


Trittverträglichkeit von Rasengräsern hat Grenzen

 

Der Rasen als Vegetationsdecke, setzt sich überwiegend aus Gräsern zusammen, die einen regelmäßigen Schnitt sowie die häufige Trittbelastung durch Spiel, Sport und Befahrung verträgt. Rasen dient nicht der Ernährung. Das Rasensystem besteht aus oberirdischen Blatt- und Stängelteilen der Gräser sowie den unterirdischen Pflanzenteilen, wie den Wurzeln und Ausläufern, die eine Verbindung zum Boden mit dem Wasserhaushalt und den Mikroorganismen des Bodenlebens herstellt.

Die Eigenschaft der Trittverträglichkeit steht in engem Zusammenhang mit dem Regenerationsvermögen der Gräser. Hier unterscheiden sich die Arten aber auch die Sorten der jeweiligen Art. Angaben zur Trittverträglichkeit werden in der „Beschreibenden Sortenliste“ des Bundessortenamtes unter dem Merkmal „Strapazierfähigkeit“ bonitiert.

Sportler erwarten von einem Rasenplatz, dass die regelgerechte Durchführung eines Spiels, z.B. Fußballspiel, durch die Belagsart eines funktionstüchtigen Rasen-Systems gewährleistet wird. Bei der Bewertung dieses Belagssystems stehen Eigenschaften wie Trittverträglichkeit, Scherfestigkeit, Narbenbildung und Wurzeltiefgang für die Leistungsfähigkeit der Gräser-Komponente. Da sich die Gräserarten unterscheiden, werden in der Rasenmischung für den Sportrasen die geeigneten Arten Wiesenrispe (Poa pratensis) und Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) mit verschiedenen Sorten genutzt.
Für die Spieler muss die Spieloberfläche ebenflächig, standfest und elastisch sein.

 

Narbenschäden im Torraum.
Abb. 1: Narbenschäden im Torraum. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Deckungsgrad ein Indiz für Nutzungsintensität

Stark beanspruchte Teilflächen des Sportplatzes im Bereich der Mittelachse sowie in den Tor- und Strafräumen zeigen je nach Jahreszeit des Öfteren erhebliche Lücken. Die intensive Trittwirkung mit Stollenschuhen führt zunächst zur mechanischen Verletzung der Gräser bis hin zur völligen Zerstörung der Rasendecke. Zusätzlich wird der Boden deutlich verdichtet, sodass die Wasserdurchlässigkeit abnimmt und die Durchwurzelungsfähigkeit eingeschränkt wird. Sandreiche DIN-Tragschichten und die regelmäßige mechanische Bodenbearbeitung sind die Voraussetzung für eine hohe Spielbelastung bei möglichst geringen Narbenschäden.

Die Narbendichte des Rasens wird durch die projektive Bodendeckung, den Deckungsgrad, in % bestimmt. Für die Rasenflächen der Bundesliga wird der bestmögliche Deckungsgrad gefordert, der durch geeignete Pflegemaßnahmen, wie beispielsweise Nachsaat sichergestellt wird, sodass eine dichte, geschlossene Grasnarbe gewährleistet wird.

Nach DFL-Qualitätssicherung gilt für die Bundesliga-Stadionrasenplätze folgende Bewertungsskala bei der Narbendichte (DFL, 2022):

 

Deckungsgrad in % Beurteilung
100 - 90 % optimal
89 - 80 % gut
79 - 60 % eingeschränkt
< 60 % mangelhaft

Tab. 1: Bewertung des Deckungsgrades eines Rasensportplatzes (DFL, 2022).

 

Auf den normalen, bodennah aufgebauten Sportplätzen zeigen insbesondere bei nassen Witterungsbedingungen im Herbst und zeitigen Frühjahr, zum Teil erhebliche Lücken. Die intensive Trittwirkung während des Winterspielbetriebes führt zur Verletzung der Gräser, die während der Vegetationsruhe nicht durch Regenerationswachstum ausgeglichen werden können.

 

Grenzen der Strapazierfähigkeit

Ein wichtiges Selektionskriterium bei der Gräserzüchtung ist die Trittverträglich der Sorte. So werden beispielsweise bei der Anmeldung zur Sortenprüfung beim Bundessortenamt alle Sorten für den Strapazierrasen mit einer Stollenwalze getestet. Auf der Grundlage dieser Prüfung ergeben sich dann bei der Trittverträglichkeit Boniturwerte für die Eigenschaft „Strapazierfähigkeit“.

 

Aufwendige Konstruktion einer Stollenwalze zur Simulierung der Trittbelastung bei Rasengräsern. Hier auf dem Versuchsfeld des Gräserzüchters DFL in Dänemark.
Abb. 2: Aufwendige Konstruktion einer Stollenwalze zur Simulierung der Trittbelastung bei
Rasengräsern. Hier auf dem Versuchsfeld des Gräserzüchters DFL in Dänemark. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Doppelstollenwalze im Unterbau am Rasenmäher, mit Schlupfantrieb
Abb. 3: Doppelstollenwalze im Unterbau am Rasenmäher, mit Schlupfantrieb. (Foto: ILOS)

 

Verschiedene Versuchsansteller, insbesondere auf den Prüf- und Gräserzuchtstationen, nutzen unterschiedlich gebaute Stollenwalzen zur Ermittlung der Trittverträglichkeit bei Gräsern. So werden einfach abrollende Walzen mit unterschiedlichen Stollen oder mit einer „Schlupfwirkung“ zum Einsatz gebracht. Bei der Versuchsfrage kann somit die maximale Belastungsgrenze durch die Anzahl der Überfahrten ermittelt werden, sodass sich Unterschiede bei den Arten, aber auch bei den Sorten einstellen.
In einer frühen Untersuchung von MÜLLER und AXTMANN (1976) wurde auf Grundlage der ermittelten Bewegungsabläufe während eines Bundesligaspiels, eine Modell-Rechnung zur Simulierung eines 90-minütigen Spiels erarbeitet. Danach sind zwei Überfahrten mit der beschriebenen Walze für die Wirkung eines Spiels erforderlich. Siehe „Spielnahe Belastung von Sportrasenversuchen“ als Download.

Zur Abgrenzung der unterschiedlichen Belagsarten und zur Vermeidung von Schäden durch Überstrapazierung, hat das Bundesinstitut für Sportwissenschaft eine Übersicht zu der Nutzungsdauer der jeweiligen Sportplätze veröffentlicht, s. Tabelle 2. (KATTHAGE, 2019).

 

Mögliche Nutzungsdauer von Sportplätzen nach Belagsart.
Tab. 2: Mögliche Nutzungsdauer von Sportplätzen nach Belagsart. (Quelle: KATTHAGE, 2019).

 

Hier wird deutlich, dass der Sportrasen bei höchster Nutzung an seine Grenzen gelangt!

 

 

Quellenhinweise:

 

Autor
Dr. Klaus G. Müller-Beck
Ehrenmitglied DRG
48291 Telgte
E-Mail: klaus.mueller-beck@t-online.de

 

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