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Rasenthema: April 2024

Autor: Timo Blecher, Vorstandsmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.


Hochwasser, Staunässe und zeitweilige Überflutung und die Auswirkungen auf Rasenflächen

 

Historische Niederschlagsmengen

Der Winter 2023/2024 geht als nassester Winter seit 1881 in die Historie ein (DWD, 2024). Schon nach einem überdurchschnittlich feuchten Herbst, fielen in den Wintermonaten deutschlandweit sehr hohe Niederschlagsmengen. Mit rund 270 Litern pro Quadratmeter wurden 150 Prozent des Niederschlags der Referenzperiode 1961 bis 1990 erreicht. Besonders Norddeutschland war durch sehr hohe Niederschlagsmengen betroffen, gleichzeitig wurde die höchste Menge mit über 800 Litern pro Quadratmeter in Braunlage im Harz ermittelt.

Wie die nachfolgende Abbildung 1 verdeutlicht, können im durchwurzelbaren Raum von Gräsern aktuell deutschlandweit, vollständig wassergesättigte Böden festgestellt werden. Dies führt fast flächendeckend zu Sauerstoffmangel und somit zu deutlichem Stress für Rasengräser. Wie mit einer solch hohen Bodenfeuchte-Situation, sowohl im Verlauf des Winters, als auch besonders zum Vegetationsbeginn 2024 umgegangen werden sollte, wird im Folgenden thematisiert.

 

Unterschiedliche Reaktionen der Gräserarten

Zunächst kann festgehalten werden, dass Rasengräser zu den recht unempfindlichen Kulturpflanzen zählen, was zeitweilige Überflutung und Stress durch Staunässe angeht. Trotzdem können teilweise erhebliche Artenunterschiede beobachtet werden, insbesondere bei der Betrachtung des anschließenden Vegetationsbeginns nach vorausgegangenen Stresssituationen.

 

Bodenfeuchte unter Gras zum Vegetationsbeginn im März 2024 (DWD, 2024)
Abb. 1: Bodenfeuchte unter Gras zum Vegetationsbeginn im März 2024 (DWD, 2024)

 

Der nachfolgende Artenvergleich (Abbildung 2) verdeutlicht sehr gut, dass die Wiesenrispe, welche bedingt durch verschiedene Faktoren tendenziell einen deutlich geringeren Winteraspekt aufweist, durch Staunässe in Verbindung mit Wechselfrösten zusätzlich in ihrer Entwicklung gebremst wird. Rosterkrankungen und teilweise zu beobachtende Verfilzungen durch abgestorbene Kriechtriebe verstärken den Eindruck eines schwachen Winteraspektes.

Rohrschwingel und Rotschwingel vertragen die aufgezeigten Bedingungen deutlich besser, wenngleich der Rohrschwingel mit Staunässe eher Schwierigkeiten hat und seine Stärken vor allem in trockenen Zeiten und in Kombination mit tiefgründigen Böden ausspielen kann. Deutsches Weidelgras verträgt langanhaltende Wassersättigung ebenfalls nur bedingt, kann zum Vegetationsbeginn aufgrund der sehr hohen Regenerationsfähigkeit aber schnell zur alten Stärke zurückfinden.

 

Artenvergleich von Wiesenrispe (Mitte), Deutschem Weidelgras (rechts) und Rohrschwingel (links) zum Vegetationsbeginn im März 2024.
Abb. 2: Artenvergleich von Wiesenrispe (Mitte), Deutschem Weidelgras (rechts) und Rohrschwingel (links) zum Vegetationsbeginn im März 2024. (Foto: T. Blecher)

 

Maßnahmen zur Behebung

Im Rückblick auf die vergangenen Wintermonate mit den angesprochenen hohen Niederschlagsmengen, stellt sich die Frage, welche Möglichkeiten der kurz- und mittelfristigen Einflussnahme bestehen. Mittelfristig ist dies durch einen fachgerechten Bodenaufbau, frei von Verdichtungen und mit guter Durchlässigkeit der Fall. Letztere kann durch regelmäßige Pflegemaßnahmen, wie Aerifizieren oder Besanden erreicht oder optimiert werden. Bei langanhaltenden Ereignissen, wie der ausgeprägten Nässeperiode in diesem Winter, stoßen jedoch fast alle Flächen, besonders jene im Privatbereich mit natürlichem Bodenaufbau, irgendwann an ihre Grenze. Kurzfristig ist dann (fast) keine Einflussnahme möglich.

Eine mögliche Interventionsmaßnahme, welche auch auf kleineren Privatflächen oder in nur partiell auftretenden Bereichen mit Staunässe Anwendung finden kann, stellt das Abpumpen von Oberflächenwasser dar. Dies veranschaulicht Abbildung 3a+b. Hierzu kann am tiefsten Punkt der Wasserbildung ein kleines Loch gegraben und mittels einer Pumpe alle paar Tage das neugebildete Oberflächenwasser abgepumpt werden. Eine solche Maßnahme kann besonders vor anstehenden Frostereignissen sinnvoll sein, um Pflanzenschäden durch überfrierende Nässe zu vermeiden.

 

Abpumpen von Oberflächenwasser auf staunässegeprägter neuangelegter Rasenfläche im Winter 2024.
Abb. 3a+b: Abpumpen von Oberflächenwasser auf staunässegeprägter neuangelegter Rasenfläche im Winter 2024. (Foto: T. Blecher)

 

Ist eine solche Maßnahme aufgrund der Flächengröße oder der Wassermenge nicht möglich, hilft nur das Warten, bis die Fläche natürlicherweise wieder abgetrocknet ist. Dies verzögert sich im Jahr 2024 teils deutlich über den Vegetationsbeginn hinaus, welcher in vielen Teilen Deutschlands aufgrund der anhaltend hohen Temperaturen im Februar, mit einer Rekordhöhe von durchschnittlich 6,6 °C, bereits Ende Februar bzw. Anfang März, erreicht wurde. Unabhängig vom Vegetationsbeginn, muss auf entsprechenden Flächen in erster Linie Ruhe bewahrt werden. Die Flächen müssen nachhaltig abtrocknen und eine Betretbarkeit bzw. Befahrbarkeit ohne sichtbare Spuren und Schäden möglich sein, bevor mit Düngermaßnahmen begonnen werden kann.

 

Grundpflege folgt erst bei Befahrbarkeit der Fläche

Erst wenn die Rasenfläche soweit abgetrocknet ist, dass die Tragfähigkeit ausreicht, sollte umgehend mit einer Frühjahrsdüngung begonnen werden, um die stark beanspruchten Gräser in Ihrer Regenerationsfähigkeit zu unterstützen. Die sich aktuell etwas entspannte Niederschlagssituation in Deutschland trägt in vielen Bereichen positiv zu diesem Prozess bei. Setzt nach erfolgter Düngung das Pflanzenwachstum wie zu erwarten ein, kann bei anhaltend guten Bedingungen zeitnah ein erster Rasenschnitt durchgeführt werden. Hierbei sollte zu diesem frühen Zeitpunkt beachtet werden, dass wenigstens der Tag des Mähens und die darauffolgende Nacht frostfrei sind.

 

Nachsaat für den Lückenschluss

Flächen, die nachhaltig durch Staunässe oder zeitweise Überflutung geschädigt wurden, sollten zunächst einmal genau beobachtet werden. In vielen Fällen setzt schon nach einiger Zeit eine natürliche Regeneration der Rasennarbe ein, da die verwendeten Rasengräser, wie bereits zu Beginn erwähnt, eine sehr hohe Regenerationsfähigkeit aufweisen. Dennoch sollte schon jetzt eine entsprechende Nachsaatmaßnahme eingeplant werden und entstandene Lücken, sobald die Temperaturen dies zulassen, von verblieben, oftmals abgefaulten Pflanzenresten befreit und nachgesät werden. Offene Stellen in der Rasennarbe dienen vorhandenen oder beispielsweise durch Wind zugetragenen Unkrautsamen als hervorragende Möglichkeit, sich neu zu etablieren und in die Fläche einzuwandern.

 

Auch kleine Schadflächen müssen zeitnah entfernt und durch eine Nachsaat repariert werden, um ein Einwandern von Unkräutern zu verhindern.
Abb. 4: Auch kleine Schadflächen müssen zeitnah entfernt und durch eine Nachsaat repariert werden, um ein Einwandern von Unkräutern zu verhindern. (Foto: T. Blecher)

 

Im Verlauf des späteren Frühjahrs sollten geschwächte Flächen nach Möglichkeit ganzflächig gepflegt und nachgesät werden, damit die lockere, ausgedünnte Rasennarbe mit geeigneten Gräserarten verjüngt und der erwartete Deckungsgrad rasch wieder hergestellt wird.

 

 

Quellenhinweise:

 

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© Deutsche Rasengesellschaft e.V. (DRG)