AKTUELLES

„Urbane Grünflächen“

131. DRG Frühjahrseminar in Erfurt

Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.

 

Für die Deutsche Rasengesellschaft steht die Bedeutung des öffentlichen Grüns schon seit der Gründung im Fokus der Aktivitäten; denn Rasenflächen in jeglicher Ausprägung nehmen hier einen großen Flächenanteil ein. Unter dem Leitmotiv „Urbane Grünflächen“, konnte jetzt, nach einer zweijährigen Unterbrechung durch die Pandemie, das 131. DRG-Rasenseminar in Erfurt durchgeführt werden.
Die Organisation und Leitung dieser DRG-Tagung hatte Prof. Gert Bischoff von der FH Erfurt übernommen. So lag es nahe, dass im Sinne einer reibungslosen Fahrt im Stadtgebiet von Erfurt und Weimar, zwei Sonderbusse der Stadtwerke für die Teilnehmer zur Verfügung standen.

Der Vorsitzende, Dr. Harald Nonn, freute sich, dass er über 60 Teilnehmer in Erfurt begrüßen konnte, die sich für die Tagung am 16. und 17. Mai 2022 angemeldet hatten.
Neben der großen Zahl aus Deutschland hatten auch Rasenfachleute aus Norditalien, Österreich und der Schweiz den Weg nach Erfurt gefunden.

 

DRG-Gruppe am Eingang zum egapark Erfurt.
Abb. 1:
DRG-Gruppe am Eingang zum egapark Erfurt. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

In dem bewährten Format, zunächst eine themenbezogene Exkursion zu organisieren und am zweiten Seminartag die Vorträge anzubieten, hatte sich auch in Erfurt bewährt. Im Sinne einer reibungslosen Fahrt im Stadtgebiet von Erfurt und Weimar, standen zwei Sonderbusse der Stadtwerke für die Teilnehmer zur Verfügung.

 

Stationen der Tagesexkursion

  • Erfurt egapark
    Ursprünglich war das Seminar während der BUGA im Jahre 2021 geplant, sodass jetzt nachträglich gerade die Entwicklung der Parkflächen während der Tagesexkursion am Montag auf dem Programm stand. Der traditionsreiche egapark war 2021 Schauplatz der Bundesgartenschau in Erfurt. Jetzt im Mai 2022 konnten sich die Seminarteilnehmer von der Strahlkraft des 36 Hektar großen Gartendenkmals überzeugen. Die Unterhaltung und Pflege der Anlagen wird durch die Stadtwerke als Betreiber des egaparks vorgenommen. So wird auch weiterhin Eintritt verlangt (z.B. Familien-Dauerkarte für € 59,00) und die Besucher erwarten saisonale Wechselpflanzungen in den speziellen Pflanzbeeten.

 

Erläuterungen zum Rasenmanagement im egapark.
Abb. 2:
Erläuterungen zum Rasenmanagement im egapark. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Die Rasenpflege der großen Flächen wird mit zwei bis drei Schnitten pro Woche mit Sichelmähern und einigen kleineren Mulchmähern ausgeführt. Die Möglichkeit zum Einsatz von Mährobotern wird derzeit geprüft. Darüber hinaus sollen weitere Blühinseln und Blühstreifen in den Rasenbereichen implementiert werden.
Da die Rasenflächen einer stärkeren Nutzung unterliegen sind zwei Dünger-Applikationen pro Jahr vorgesehen.

 

  • Erfurt Lehr- und Versuchszentrum Gartenbau LVG
    Ein aktuelles Thema wurde mit dem Projekt „Klimarasen“ an der LVG Erfurt vorgestellt. Seit 2021 wird an sechs Standorten (Dresden, Erfurt, Osnabrück, Rosenheim, Stuttgart-Hohenheim, Veitshöchheim) mit unterschiedlichen Rasenmischungen die Hitze- und Trockenverträglichkeit geprüft. Vor dem Hintergrund der Ökosystemleistung eines grünen Rasens sollen die Varianten erarbeitet werden, die den Bedingungen des Klimawandels möglichst standhalten können. Die Betreuerin des Versuches, Frau Cornelia Pacalaj, erläuterte die Mischungszusammensetzungen (4 Varianten) und die Untersuchungskriterien (z.B. Deckungsgrad, Artenzusammensetzung, Wurzeltiefe) bei einem Statement im Gewächshaus, da Gewitterausläufer den Gang ins Versuchsfeld verhinderten.
    Neben dem Schätzrahmen für die Bonitur, wird auch die Nutzung einer Drohne bei der Datenerfassung geprüft. Der Versuch läuft zunächst bis zum Jahre 2023, sodass zu einem späteren Termin berichtet werden kann.

 

Frau Cornelia Pacalaj, LVG Erfurt, bei den Ausführungen zum Projekt „Klimarasen“.
Abb. 3:
Frau Cornelia Pacalaj, LVG Erfurt, bei den Ausführungen zum Projekt „Klimarasen“. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

  • Erfurt Geraaue, Stadtentwicklung im Rahmen der Buga
    Bei einem Regenschauer zum Start in die Geraaue wurden die Teilnehmer vom Gartenamtsleiter, Herrn Dr. Sascha Döll, im Nordpark (M7) begrüßt.
    Dieser neue, etwa 60 Hektar große Grünzug entstand im Rahmen der BUGA auf einer Länge von 4,5 Kilometern vom Nordpark bis zum Kilianipark. Dabei wurden entlang des westlichen Gera-Ufers bereits bestehende Parkanlagen aufgewertet und mit neuen Parkteilen erweitert. So entstand ein grüner Korridor, der die Neubaugebiete im Norden der Stadt mit dem historischen Stadtzentrum verbindet. Über einen neuen, durchgängigen Gera-Radweg gelangt man jetzt sicher aus der Stadt bis in die offene Landschaft.

 

Geländeplan Geraaue mit markanten Teil-Positionen M1 – M8.
Abb. 4:
Geländeplan Geraaue mit markanten Teil-Positionen M1 – M8. (Quelle: Handout Dr. S. Döll)

Weitere Informationen siehe „Die Geraaue“:
www.erfurt.de/ef/de/leben/planen/projekte/buga2021/noerdliche-geraaue/index.html

 

  • Weimar Park an der Ilm
    Ein besonderer Höhepunkt der Exkursion war die Führung durch den historischen Park an der Ilm in Weimar (UNESCO Weltkulturerbe). Unter dem Leitgedanken „nachhaltige Planung und Pflege von Parkanlagen“ standen die Ausführungen zur Frage der intensiven und extensiven Rasennutzung in diesem etwa 48 ha großen Park-Areal.

 

Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm.
Abb. 5:
Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

„Der Park an der Ilm ist ein einzigartiger Landschaftsgarten am Rande der Weimarer Altstadt. Herzog Carl August und Johann Wolfgang Goethe verwirklichten hier ihre gartenkünstlerischen Ideen. Sie schufen ein begehbares Kunstwerk mit abwechslungsreichen Landschaftsbildern, Parkarchitekturen und Sitzgelegenheiten, das bis heute der Erholung, der Bildung und dem ästhetischen Naturgenuss dient“.
Quelle: www.klassik-stiftung.de/park-an-der-ilm/

 

Der ausgewählte Rundgang durch einen Teil des „Englischen Landschaftsgartens“ unter der Führung von Stefan Herbarth (Klassik Stiftung Weimar) und  Martin Kümmerling war äußerst anspruchsvoll. Die Geschichte und Entwicklung dieser besonderen Parkanlage sind in dem umfangreichen Exkursionsführer für die Teilnehmer zusammengestellt worden (KÜMMERLING und MÜLLER, 2022). In dem Forschuingsprojekt „Nachhaltige Gestaltung von Grünanlagen“ wird die Frage bearbeitet, wie die Planung, Pflanzenverwendung und Pflege den Wert einer Parkanlage für den Naturschutz beeinflussen (KÜMMERLING und MÜLLER, 2008).

 

Ausgewiesene Liegewiese im Park an der Ilm.
Abb. 6: 
Ausgewiesene Liegewiese im Park an der Ilm. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Bei den Erläuterungen im Park wurde deutlich, dass die Wiesennutzung der überwiegenden Bestände bei einer Heumahd im Juni und einer späteren Beweidung durch Schafe, zu artenreichen Pflanzengesellschaften führen. Im Gegensatz dazu entwickeln sich die Rasen-Areale für die Nutzung als Liegewiese eher artenarm mit den Gräserarten Lolium perenne und Poa annua.

An diesem Beispiel wurde klar, dass Schutzgebiete zur Erhaltung der Biodiversität erforderlich sind. Gleichzeitig existiert verstärkt der Wunsch der Bürger nach einer stadtnahen Nutzung der „Natur“ als Freiraum!

 

DRG-Exkursionsroute im Park an der Ilm, Mai 2022.
Abb. 7:
DRG-Exkursionsroute im Park an der Ilm, Mai 2022.
Quelle: Exkursionsführer (KÜMMERLING und MÜLLER, 2022)
Vegetationseinheiten im Park an der Ilm aus KÜMMERLING und MÜLLER (2008)
Abb. 8:
Vegetationseinheiten im Park an der Ilm aus KÜMMERLING und MÜLLER (2008)
Quelle: Exkursionsführer (KÜMMERLING und MÜLLER, 2022)

 

Quellenhinweise:
KÜMMERLING, M. und N. MÜLLER, 2008: Park an der Ilm – Weimar. Historical landscape gardens in Central Europe as early heritages for the development of ecological designed parks. BfN Skripten 229-2: 27-43.

 

  • Weimar Schlosspark Tiefurt
    Nach einer Kaffeepause übernahm erneut Herr S. Herbarth (Klassik Stiftung Weimar) die Führung durch den weitläufigen Park, der zusammen mit dem Schloss als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ zum UNESCO-Welterbe gehört.
    Der Schlosspark Tiefurt erstreckt sich auf einer Fläche von 21 Hektar zu beiden Seiten der Ilm. Er ist ein bedeutendes Zeugnis des frühen sentimentalen Landschaftsgartens.
    Sanft abfallende Wiesen mit schönen Baumgruppen reichen bis zum Flussufer. Jenseits der Ilm erhebt sich ein dicht mit Bäumen bewachsener Steilhang, der Ausblicke in die umgebende Landschaft und Blickbeziehungen in den Park zurück ermöglicht.
    Quelle: www.klassik-stiftung.de/schloss-und-park-tiefurt/

 

Blick in den Schlosspark Tiefurt mit Musentempel im Hintergrund.
Abb. 9:
Blick in den Schlosspark Tiefurt mit Musentempel im Hintergrund. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Die ambitionierte Exkursion des 131. DRG-Rasenseminars endete mit  dem Rundgang durch den Schlosspark Tiefurt.
Abb. 10:
Die ambitionierte Exkursion des 131. DRG-Rasenseminars endete mit dem Rundgang durch den
Schlosspark Tiefurt. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Weitere Informationen zur Referate-Tagung folgen in der Zeitschrift „Rasen –Turf – Gazon“ Ausgabe 2-2022.

Für die DRG-Mitglieder werden die Handouts der Vorträge im Login-Bereich der DRG-Homepage zeitnah zur Verfügung gestellt.

 

Programm zum 131. DRG-Rasenseminar (PDF-Datei)

 

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Das 132. DRG-Rasenseminar ist für den 26. und 27. Sept. 2022 in Harsewinkel geplant.
Das Thema: „Nachhaltigkeit im Rasenmanagement“

 

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