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Rasensaatgut im Verkaufsregal, was entscheidet bei der Auswahl der Mischung?

Bearbeitung: © Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.

 

Gedanken zum Kauf von Rasenmischungen

Der Frühling löst bei vielen Gartenbesitzern jetzt auch den Reflex aus, für einen grünen und möglichst dichten Rasen zu sorgen. Anleitungen, Empfehlungen und die Vorgaben für die richtige „Samenmischung“ sind im Internet ebenso zahlreich wie die möglichen Varianten der Rasenmischungen im Regal der Gartencenter oder Fachabteilungen der Baumärkte.

 

Umfangreiches Angebot an Rasenmischungen im Gartencenter Fachmarkt.
Abb. 1: Umfangreiches Angebot an Rasenmischungen im Gartencenter Fachmarkt. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Es ist durchaus bemerkenswert, nach welchen Kriterien Rasenmischungen direkt am Regal gekauft werden. Da gibt es eine Reihe von Überlegungen, mit denen sich der Käufer vor der Entscheidung zum Kauf einer Mischung auseinandergesetzt hat. Eine echte Fachberatung ist bis auf Ausnahmefälle kaum zu erwarten. Zunächst sucht er nach der passenden Lösung für das Problem seines heimischen Rasens, der jetzt nach dem Winter als Lücken-Teppich unansehnlich geworden ist. Also locken die Argumente auf den Packungen mit „Lückenpflaster“, „RasenFix“, „Turbo Nachsaat“ oder neuerdings als „Frühjahrsrasen-Nachsaat“.
Dann erinnert sich der Rasenbesitzer an die Nutzung seines Rasens und sucht nach dem geeigneten Rasentyp. Ist es der Spiel- und Gebrauchsrasen, der Zierrasen oder doch der Trockenrasen im Rückblick auf die vergangenen, trockenen und heißen Sommer. Am Ende wird es vielleicht eher der Schattenrasen; denn die Hecke des Nachbarn ist inzwischen mächtig gewachsen und ab mittags liegt der eigenen Rasen im Schatten.

Jetzt rückt spätestens der Preis für die Mischung ins Blickfeld, dabei sorgen die vielfältigen Packungsgrößen und die aufgedruckten Aufwandsempfehlungen pro Quadratmeter (Packung reicht für 20 m²), kaum für eine Vergleichbarkeit.
Da hilft nur der Preis pro kg Rasenmischung mit der amtlichen Analyse der Arten- und Sortenzusammensetzung auf dem grünen Etikett!

 

Was steht auf dem grünen Etikett?

Der Gesetzgeber schreibt die Kennzeichnung einer Rasenmischung nach dem Saatgutverkehrsgesetz vor. Alle erforderlichen, offiziellen Angaben müssen auf dem grünen Etikett enthalten sein (BLECHER, 2020).
In der Tat fehlt oft die Orientierung für den Verbraucher, da bei der Beratung nur selten auf die Sortenunterschiede von Futter- und Rasengräsern eingegangen wird und kaum auf besonders gute Sorten hingewiesen wird.

 

Das wichtigste steht auf dem amtlichen, grünen Etikett meist am Boden der Packung.
Abb. 2: Das wichtigste steht auf dem amtlichen, grünen Etikett meist am Boden der Packung. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Etikett lesen und nutzen

Nach MÜLLER-BECK (2019) findet der Verbraucher die Arten- und Sortenangaben mit den jeweiligen Gewichtsanteilen (Gew.-%) nicht auf dem Verpackungstext, sondern auf dem grünen Etikett am Boden oder am Rand der Verpackungen. (Bei Schlauchbeutel-Verpackungen werden die Angaben oft direkt aufgedruckt). Vielfach werden billige Mischungen wie beispielsweise die „Berliner Tiergartenmischung“ oder ähnliche Varianten angeboten. Unter diesem Namen bekommt man keine definierte, einheitliche Rasenmischung. Jeder Anbieter kann seine Mischung so nennen und deshalb enthalten diese oft ein Sammelsurium von preiswerten Arten und Sorten. Des Öfteren sind sogar landwirtschaftliche Futtersorten in den „Billig-Mischungen“ enthalten, wie die Stiftung Warentest in ihrer letzten Untersuchung von April 2019 feststellte (STIFTUNG WARENTEST, 2019). Auch heute findet man derartige Gräser in preiswerten Mischungen, sie sind jedoch für einen Gebrauchsrasen keineswegs geeignet, da sie viel Masse (Futter) produzieren. Die Gräser ergrünen schnell nach der Aussaat, worüber sich die Gartenbesitzer zunächst freuen und die selbsternannten „Rasentester“ jubeln. Bei der späteren Beurteilung der Narbendichte nach einigen Rasenschnitten, wird die lockere Rasenfläche sichtbar. Wenn der Rasen dann anschließend im Frühjahr Lücken aufweist, vermutet der Rasenbesitzer, dass es am Winter lag. Als Ursache sind jedoch die ungeeigneten Arten und Sorten einer schlechten Mischung zu nennen.

 

Basis für eine gute Rasenmischung

Seit vielen Jahren wird von der FLL (Forschungsgemeinschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V.) jährlich eine aktuelle Broschüre „Regel-Saatgut-Mischung“ (RSM) mit Unterstützung des Bundessortenamtes und der Deutschen Rasengesellschaft herausgebracht. Hier hat sich als geeignete Hausrasenmischung für die Neuanlage die Zusammensetzung der FLL Typbezeichnung RSM 2.3 (Spiel- und Gebrauchsrasen) bestens bewährt. Diese Abkürzung steht für Regel-Saatgut-Mischung nach FLL und bedeutet, dass die Artenanteile für bestimmte Rasentypen von Wissenschaftlern zusammengestellt wurden und jährlich auf ihre Eignung überprüft werden. Zahlreiche Mischungsanbieter nutzen das RSM-Zeichen als Gütesiegel und drucken es auf die Packung.

 

RSM-Broschüre Grafische Darstellung der Mischungszusammensetzung des Spiel- und Gebrauchsrasens Typ RSM 2.3 nach FLL.
Abb. 3: RSM-Broschüre.
(Quelle: FLL, 2024)
Abb. 4: Grafische Darstellung der Mischungszusammensetzung des Spiel- und Gebrauchsrasens Typ RSM 2.3 nach FLL. (Bearbeitung KMB)

 

Ein besonderer Qualitäts-Schwerpunkt liegt somit in der Beurteilung der Mischungszusammensetzung. Dabei geht es sowohl um die geeigneten Artenanteile und die ausgewählten Sorten in den jeweiligen Mischungen.
Die Eigenschaften und Eignungen der genutzten Sorten werden in der Sortenliste des Bundessortenamtes (BSA, 2023) und in der RSM-Broschüre der FLL nach Noten von 1 bis 9 aufgeführt (FLL, 2024).

 

Grünes Etikett für Rasenmischungen

 

Grünes Etikett für Rasenmischungen

  • Allgemeine Kenn- und Füll-Nr.

  • Artenanteile in Gew.-%
    - Lolium perenne = Deutsches Weidelgras in drei Sorten
    - Festuca rubra = Rotschwingel in drei Sorten
    - Poa pratensis = Wiesenrispe in zwei Sorten

  • Verschließung: 11-2023

 

Gute Sorten (= hohe Note) in einer Rasenmischung verursachen einen höheren Preis, da die Produktion derartiger Sorten aufwendiger ist. So wurden die drei im Etikett aufgeführten Sorten von Lolium perenne (DOUBLE, ESQUIRE, TROYA) mit einer 7 benotet. Die Sorten von Poa pratensis (YVETTE, MIRACLE) erhielten sogar eine Note 8 beim Bundessortenamt!

Leider werden in den aktuellen „Rasensamen-Tests“ (von RTL oder STERN veröffentlicht) kaum Sorten-Namen von Rasengräsern genannt, sodass eine sachliche Einordnung der Mischungen eher von den „blumigen“ Argumenten der Mischungshersteller geprägt wird.

Dafür werden jedoch Futtersorten wie Lolium multiflorum ssp. westerwoldicum in einigen Rasenmischungen als besonders leistungsstark beschrieben. Diese Arten, wie Italienisches Weidelgras, Welsches Weidelgras oder Einjähriges Weidelgras sind einjährig oder überjährig und bilden frohwüchsige, lockere Horste zur Futterproduktion.

 

Quellenhinweise:

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© Deutsche Rasengesellschaft e.V. (DRG)