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Rasengräser im Blickpunkt der Fachleute

Autor: © Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.

 

Mit der Thematik „Züchtung, Prüfung, Vermehrung und Verwendung von Rasengräsern“, hatte die Deutschen Rasengesellschaft für das 126. DRG-Seminar großes Interesse bei den Mitgliedern geweckt. Über 90 Teilnehmer kamen am 23. und 24. April 2018 in Bremen zusammen, um sich mit der Grundlage des Rasens, nämlich den Gräsern, zu beschäftigen.
Bei der Programm-Gestaltung des Exkursionstages aber auch bei der Auswahl der Referate-Themen, hatte die verantwortliche Organisatorin, Frau Dr. Gabriela Schnotz, ein „glückliches Händchen“. Das Format des zweitägigen Rasenseminars mit Besichtigungen hat sich wieder bewährt.

Fachexkursion bietet praxisrelevante Fakten

Bereits am Exkursionstag wurden die Herausforderungen bei der Neuentwicklung einer Sorte auf der DSV-Zuchtstation in Asendorf vermittelt. Eindrucksvoll konnte beim Besuch der Firma Meiners in Dünsen die Aufbereitung des Vermehrungssaatgutes und die logistische Verarbeitung bis zur fertigen Rasenmischung verfolgt werden. Die Anforderungen an das Saatgut und die Erwartungen der Nutzer erläuterten das Greenkeeper-Team beim Rundgang über den Rasen des Weserstadions und bei der Besichtigung der Trainingsplätze von Werder Bremen.

 

Abb. 1: Erläuterungen zur Einzelpflanzen-Selektion im Versuchsfeld.
Abb. 1: Erläuterungen zur Einzelpflanzen-Selektion im Versuchsfeld. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Zuchtstation Hof Steimke

Für die Züchtung und Selektion neuer Sorten werden als erstes unterschiedliche Verfahren, Tests und Laboranalysen in Gewächshäusern durchgeführt, bevor die Einzelpflanzen und später auch das Saatgut in Versuchsfeldern zur Prüfung angebaut werden. Zielsetzung ist dabei immer, die Rasenqualität stetig zu steigern und neue Sorten mit geeigneten Merkmalen zu entwickeln, die den Anforderungen der Anwender und den Bedürfnissen der Standortfaktoren gerecht werden.
Die Teilnehmer des DRG-Seminars wurden bei der Feldbesichtigung zunächst vom Gräser-Züchter Cord Schumann und seiner Assistentin zu den Fragen der Einzelpflanzen-Selektion an den Beispielen Lolium perenne und Poa pratensis informiert. Interessante Erläuterungen zur Einschätzung der Apomixis bei Poa pratensis konnten an konkreten Ausprägungen unterschiedlicher Einzelpflanzen beispielhaft belegt werden.

Neben der Erschaffung neuer genetischer Kombinationen verlangt eine erfolgreiche Pflanzenzüchtung auch eine reproduzierbare Anwendungs-Prüfung im Freilandversuch. Die Ausprägungen der Gräser bei der Rasenansaat in Form von Reinsaaten und geeigneten Mischungen stellte Lars Obernolte auf den DSV-Versuchsflächen am Hof Steimke vor.

 

Abb. 2: Test-Parzellen mit Lolium perenne-Reinsaaten. In der Mitte Futtersorte hell und lückig, ungeeignet für Rasen.
Abb. 2: Test-Parzellen mit Lolium perenne-Reinsaaten. In der Mitte Futtersorte hell und lückig, ungeeignet für Rasen. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Die Teilnehmer konnten sich vor Ort selbst ein Bild von unterschiedlichen Qualitätsmerkmalen wie Narbendichte oder Narbenfarbe machen.

Im Zuchtprogramm der DSV werden die wichtigsten Arten für den europäischen Gräser Markt bearbeitet. Dazu zählen das Deutsches Weidelgras (Lolium perenne), der Rotschwingel (Festuca rubra), die Wiesenrispengras (Poa pratensis) und der Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea). Für die Züchtung spielen folgende Merkmale eine wichtige Rolle:

  • Aspekt
  • Narbendichte
  • Strapazierfähigkeit
  • Regenerationsfähigkeit
  • Blattfeinheit
  • Tiefschnittverträglichkeit
  • Narbenfarbe
  • Langsames Nachwachsen
  • Krankheitsresistenzen
  • Standort- und Klimafaktoren

 

Abb. 3: DRG-Teilnehmer prüfen gereinigtes Gräser-Saatgut in der Lagerkiste.
Abb. 3: DRG-Teilnehmer prüfen gereinigtes Gräser-Saatgut in der Lagerkiste. (Foto: M. Sax)

 

Saatgutaufbereitung bei Meiners Saaten GmbH

Im Betrieb der Firma Meiners GmbH wurde die Rasengesellschaft von den Geschäftsführern Volkert und Steffen Meiners begrüßt. In drei Teil-Gruppen startete dann der Rundgang durch den Betrieb. Durch die ständige Erweiterung und Einbau innovativer Anlagen und Systeme präsentierte sich ein leistungsstarkes, qualitätsorientiertes Unternehmen. So umfasst die Lager- und Produktionsstätte ca. 16.000 m², mit einem Hochregallager für 10.000 Paletten und 6.000 Saatgut-Lagercontainern.

 

Abb. 4: Reinigungsanlage bei Meiners Saaten GmbH.
Abb. 4: Reinigungsanlage bei Meiners Saaten GmbH. (Foto: M. Sax)

 

Mit komplexen Reinigungsanlagen können neben Gräsern weitere Arten wie bspw. Raps auf einen höchstmöglichen Reinheitsgrad gereinigt werden. Mit einer durchgängigen Codierung von der Warenannahme bis zur Endverpackung lassen sich alle Partien im EDV-System verwalten.

Neben der Verarbeitung von Saatgut und Kommissionierung als Dienstleister betreibt die Firma Meiners auf einer Fläche von 1.600 ha eine eigene Vermehrung für verschiedene Arten (Gräser, Raps, Rübsen, Ölrettich, Senf).

 

Abb. 5: Besichtigung von Hybridrasen-Flächen im Trainingsgelände von Werder Bremen.
Abb. 5: Besichtigung von Hybridrasen-Flächen im Trainingsgelände von Werder Bremen. (Foto: K.G. Müller-Beck)

 

Gräsernutzung im Weserstadion

Die abschließende Besichtigung des Bremer Weserstadions, inklusive der unterschiedlichen Trainingsfelder, brachte einen sehr realistischen Eindruck vom derzeitigen Qualitäts-Niveau in den Stadien der Bundesliga. Der Head-Greenkeeper Sebastian Breuing stellte vorab in einer kleinen Präsentation den Umbau des Rasens in einen Hybridrasen in der Spielpause 2017 vor. Hier wurde deutlich, dass für die Entwicklung eines belastbaren Rasens nicht nur die Bodenverhältnisse und die Gräserauswahl entscheidend sind, sondern auch ein ausreichendes Zeitfenster für die Etablierung der Gräser gewährt werden muss.

Die aktuelle Narbendichte im Stadion zeigte einen Deckungsgrad von 90 %, der für das Fußballspiel als gut eingstuft werden kann. Bei der Wahl des Sandes für die RTS wurde ein gerundetes Korn bevorzugt, mit dem Bewußtsein, dass die Scherfestigkeit durch die Armierung der eingetuffteten Fasern (SIS-Grass) gewährleistet wird.

 

Abb. 6: Panorama-Blick auf den Hybridrasen im Weserstadion.
Abb. 6: Panorama-Blick auf den Hybridrasen im Weserstadion. (Foto: M. Sax)

 

Weitere Informationen zur Referate-Tagung folgen in der Zeitschrift „Rasen –Turf – Gazon“ Ausgabe 2-2018 sowie als Handout der Vorträge im Login-Bereich der DRG-Homepage.

 

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