15. ITRC 2025 in Japan: Gelungene globale Rasenkonferenz
Quelle: Karle, M und D. Hunt
Bearbeitung: Dr. Klaus Müller-Beck, Ehrenmitglied Deutsche Rasengesellschaft e.V.
Offizielle Eröffnung mit Keynote Speaker
Die 15.International Turfgrass Research Conference (ITRC) 2025 fand vom 12. bis 16. Juli 2025 im Karuizawa Prince Hotel West in Nagano statt. Dort versammelten sich ca. 430 Teilnehmende aus 27 Ländern, davon sechs Teilnehmende aus Deutschland, um aktuelle Entwicklungen in der Rasenforschung und –pflege vorzustellen und zu diskutieren.
Abb. 1: Deutsche Delegation v.l.n.r. Fitz Lord (COMPO Expert), Rüdiger Anlauf , Jan Cordel, Daniel Hunt,
Maximilian Karle (HS Osnabrück) und Enje Clüver (PS+ Planung von Sportstätten). (Foto: Maximilian Karle)
Mit der Eröffnung gab es einen Rückblick von Maria Strandberg (Past President) und weitere Einführungen zur historischen Entwicklung der Rasenkultur in Japan. Dabei wurde die Bewegung ‘School Turf Movement‘ in Japan beleuchtet, die ab den 2000er‑Jahren maßgeblich von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Nachbarschaften getragen wurde. Die Gemeinschaften legten im Sinne der Bewegung viele Rasenflächen an und pflegten diese.
Mit der Darstellung der genetischen Eigenschaften von Zoysiagras auf Basis moderner Analysen darstellte und den Perspektiven für robustere Sorten endete die Eröffnungs-Session.
Fachvorträge und Seminare
Der zweite Konferenztag stand im Zeichen praxisorientierter Seminare und wissenschaftlicher Vorträge. In vier Vortragsräumen konnten zu unterschiedlichen Themengebieten Vorträge besucht werden. Im Practitioner Seminar stellte Scott McElroy die Potenziale robotergestützter Mähtechnik vor, die durch GPS, LiDAR und kamerabasierte Systeme präzise und effiziente Pflege ohne Begrenzungsdraht erlauben
Diese neuen Technologien wurden in den Kontext der UN‑Nachhaltigkeitsziele eingeordnet und die Potenziale für Arbeitskräfte, Wasserressourcenschutz und Klimaschutz wurden speziell herausgestellt. Weitere Ausführungen gingen darauf ein, wie präzise KI‑gestützte Applikationen z.B. den Herbizideinsatz zukünftig reduzieren und die Pflegeeffizienz steigern können.
- In der „Oral Session 1: Turfgrass diseases“ stellte u. a. Bruce Clarke den Einfluss von Kaliumdüngung auf Dollar Spot bei Poa annua und Agrostis stolonifera vor. Das Ergebnis zeigt einen Anstieg der Krankheitsanfälligkeit bei höherer Kaliumversorgung. (CLARKE et al., 2025).
- In der „Oral Session 4“ wurde der erste deutsche Vortrag von Daniel Hunt (Kompetenzzentrum Rasen der Hochschule Osnabrück) vorgetragen. Er präsentierte Ergebnisse eines Teilprojekts des skandinavischen IPM – Golfs 2020–2023 – Programms, das alternative Strategien zur Reduktion chemischer Fungizide untersucht. Die Wirkung unterschiedlicher UV C-Dosen auf Dollar Spot (Clarireedia spp.) und Schneeschimmel (Microdochium nivale) wurden geprüft. Die höchste Bestrahlungsdosis reduzierte die Krankheitsstärke um 46–81 %. Damit zeigte UV C- Technologie bei angepasster Dosierung ein hohes Potenzial als Baustein integrierter Pflanzenschutzstrategien im Greenkeeping (HUNT et al., 2025). Jan Cordel, stellte den zweiten deutschen Beitrag zur Wechselwirkung zwischen verschiedenen Wurzelzonenkonstruktionen (zwei- und dreischichtig) und Bewässerungssystemen (Sprinkler vs. unterirdische Tropfbewässerung, SDI) unter Defizitbewässerung (60 % ETo) vor. Die dreischichtige SDI-Variante erreichte signifikant höhere Wasserbevorratung im Wurzelraum sowie bessere Rasenqualität als zweischichtige SDI -Systeme, die rasch an Leistung verloren. Sprinklersysteme konnten in zweischichtigen Profilen die Rasenqualität länger halten, waren jedoch weniger effizient als die dreischichtige SDI-Lösung. Die Ergebnisse unterstrichen die Bedeutung der Abstimmung von Bodenkonstruktion und Bewässerungstechnik zur Steigerung der Wassernutzungseffizienz bei zunehmender Wasserknappheit (CORDEL et al., 2025).
Innovation, Wissenschaft und Nachwuchsförderung
Der Montag war geprägt von einem breit gefächerten wissenschaftlichen Programm mit parallelen Vorträgen am Vormittag und Nachmittag. Ein besonderer Fokus lag auf der Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie auf den Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und moderne Pflegemethoden.
- In „Oral Session 5” wurden allgemeine Fragestellungen aus der Rasenwissenschaft behandelt. Themen umfassten unter anderem die Bewertung des Wurzelwachstums in Hybridrasensystemen, die Rolle organischer Substanz für die Kohlenstoffbindung auf Golfplätzen und den Einsatz maschinellen Lernens zur Bewertung von Rasenqualität.
- Die „Oral Session 6“ widmete sich Insekten- und Nematodenproblemen. Besondere Aufmerksamkeit erhielten Beiträge zur biologischen Schädlingskontrolle sowie zum Einsatz von Drohnentechnologie zur Früherkennung von Schäden.
Parallel lief der internationale Graduiertenwettbewerb, in dem junge Forschende aktuelle Arbeiten zur Krankheits- und Unkrautkontrolle sowie zum Einsatz künstlicher Intelligenz präsentierten. Nach der Mittagspause standen im zweiten Teil Themen wie Trockenstresstoleranz, Morphologie Analyse und digitale Phänotypisierung im Mittelpunkt. - In „Oral Session 9“ wurden Fortschritte in Züchtung, Genetik und Unkrautkontrolle vorgestellt, darunter molekulargenetische Ansätze für trockenresistente Rasentypen und Entwicklungen bei nicht-synthetischen Herbiziden.
- Das Symposium „The Future of Mowing“ widmete sich autonomen Mähsystemen, digitalen Pflegestrategien und ökologischen Aspekten der Mahd. Die Diskussion verdeutlichte die regional unterschiedlichen Perspektiven auf den Einsatz von Mährobotern, in Nordamerika stehen mögliche Arbeitsplatzverluste im Fokus, während in Europa angesichts demografischer Entwicklungen kaum Alternativen gesehen werden. Michael Barnes argumentierte, dass die rasante Entwicklung von Technologien wie Sensortechnik und Mährobotern sowie der Trend zu naturbasierten Lösungen und grüner Infrastruktur eine Neubewertung erfordern. Er plädierte für die Einführung des Rahmens „Social–Ecological–Technological Systems“ (SETS), um aktuelle und zukünftige Forschungsrichtungen im Bereich Rasensysteme präziser einzuordnen (BARNES et al., 2024).
Abb. 2: Umfangreiche Poster-Präsentation bei 15.ITRC in Japan 2025. (Quelle: COMPO EXPERT bei LinkedIn.)
An den ersten Tagen bot sich den Poster-Autoren die Möglichkeit, die Forschungsergebnisse im direkten Austausch mit den Konferenzteilnehmern zu diskutieren und vertiefende Einblicke zu gewinnen. Insgesamt wurden 83 Poster vorgestellt, und die rege Beteiligung sowie die angeregten Gespräche verdeutlichten das große Interesse an den vielfältigen Themen.
Field Day
Der Field Day ermöglichte angewandte Einblicke in unterschiedliche Nutzungskontexte – das Saitama Stadium 2OO2, den Hidaka Country Club und die Rennbahn Tokyo Racecourse. Im Fokus standen jeweils Rasenaufbau, Gräserauswahl, Pflegeverfahren sowie technische Lösungen zur Sicherung von Funktionalität und Nachhaltigkeit.
- Saitama Stadium 2OO2
Das Saitama Stadium (Abb. 3) ist mit 63.700 Plätzen eine der größten Fußballarenen Japans und Heimstätte der Urawa Red Diamonds. Der Spielrasen basiert auf einer Mischsaat aus Poa pratensis (Kentucky Bluegrass), Lolium perenne (Perennial Ryegrass) und Festuca arundinacea (Tall Fescue). Die Auswahl dieser C3‑Cool‑Season‑Gräser wurde gewählt aufgrund der hohen Belastungen durch Spielbetrieb sowie eingeschränkte Licht‑ und Luftverhältnisse.

Abb. 3: Spielfeld des Saitama Stadium 2002. (Foto: Maximilian Karle)

Abb. 4: Präzises Mähen auf dem Hidaka Country Club. (Foto: Maximilian Karle)
Ein zentrales technisches Merkmal ist das unterirdische Klima‑Management: Insgesamt 42 km Rohrleitungen erlauben aktive Kühlung im Sommer und Beheizung im Winter. Diese Steuerung mindert Hitze- und Winterstress und stabilisiert die Wachstumsdynamik. Die Bewässerung erfolgt überwiegend über vom Stadiondach gesammeltes Regenwasser. Der Rasen wird konstant auf etwa 21 mm gehalten und zwei- bis dreimal pro Woche gemäht, um eine dichte, homogene Narbe und hohe Spielqualität zu gewährleisten (SATO u. KITADA 2025).
- Hidaka Country Club
Der 1961 eröffnete 27‑Loch‑Golfplatz (Abb. 4) verfolgt seit 1997 ein konsequentes Kreislaufprinzip: Rasenschnitt und Laub werden vor Ort kompostiert und als organischer Dünger wieder in den Pflegekreislauf eingebracht. Ergänzend sorgen 382 Solarpanels für die Stromversorgung von Clubhaus und Betriebseinrichtungen – ein Baustein der betrieblichen Nachhaltigkeitsstrategie.
Die Gräserarten sind funktionsspezifisch differenziert: Fairways und Abschläge bestehen aus Zoysia matrella (Manila‑Gras), die Roughs aus Zoysia japonica; die Greens sind mit Agrostis stolonifera ‘L‑93‘ angelegt. Saisonale Aerifiziermaßnahmen in heißen Sommerphasen werden teils wöchentlich durchgeführt und erhalten die Infiltrationsleistung und die Sauerstoffversorgung der Wurzeln. Der Düngungsplan setzt im Sommer auf erhöhte Kaliumgaben sowie regelmäßige Spurennährstoffe (z. B. Eisen, Magnesium). Interseeding mit Staußgras ‘DC1‘ erhöht Dichte und Ausdauer der Bestände. Krankheiten wie Pythium und Anthraknose werden primär umweltschonend kontrolliert (OHNO et al., 2025). - Tokyo Racecourse (JRA)
Der Tokyo Racecourse (Abbildung 5) zählt zu den renommiertesten Rennbahnen Japans. Die Grasbahn basiert auf einem speziell entwickelten Equi‑Turf‑System mit Zoysia‑Selektion. Zielparameter sind hohe Trittfestigkeit, schnelle Regeneration und gleichmäßige Elastizität, zentrale Faktoren für Pferdesicherheit und sportliche Fairness.
Zur Anlage gehören ein 2.083 m Turf Course, ein 1.899 m Dirt Course und ein 1.674 m Steeplechase Course. In der Winterphase wird mit Lolium perenne (Tachiyuuka‑Ryegrass) übergesät, um Grünaspekt und Funktionalität zu sichern. Aufgrund extremer mechanischer Belastungen werden in der Sommerpause jährlich etwa 30.000 m² stark beanspruchte Flächen ersetzt. Die Soden stammen aus einem 21.000 m² großen Sodengarten sowie aus externen Anzuchtflächen in Tsukuba. Während der Rennsaison wird die Schnitthöhe je nach Jahreszeit auf 89–101 mm eingestellt, um Trittsicherheit, Narbenstabilität und optische Homogenität zu gewährleisten (ASAKAWA 2025).
Abb. 5: Tokyo Racecourse (JRA). (Foto: Maximilian Karle)
Der Field Day verdeutlichte, wie stark Standortbedingungen, Nutzung und Infrastruktur das Rasenmanagement prägen. Während im Saitama Stadium 2002 das Zusammenspiel aus Klimatisierung und Wasserrecycling zentrale Qualitätshebel darstellten, steht im Hidaka Country Club die Integration von Nährstoffkreisläufen, Energieautarkie und kulturtechnische Präzision im Vordergrund. Der Tokyo Racecourse illustrierte die Bedeutung spezialisierter Gräserarten und großflächiger Regenerationsstrategien für hochbelastete Flächen.
Stressphysiologie
- Schwerpunkt von „Oral Session 12“ waren die physiologischen und molekularen Anpassungsmechanismen verschiedener Rasentypen unter Stressbedingungen.
- Die „Oral Session 13: „Turfgrass water and nutrient management“ präsentierte neue Ansätze zur Optimierung der Wasser und Nährstoffversorgung, darunter den Einsatz von Satellitendaten zur Bodenfeuchtebestimmung sowie Untersuchungen zu Bewässerungskoeffizienten, Düngerverteilungsmustern und Sortenwahl. Ergänzend wurden Sicherheitsbewertungen von Reitplätzen und der Einfluss von Abscisinsäure auf Evapotranspiration und Photosyntheseleistung vorgestellt.
Feierlicher Abschluss
- Ein besonderer Höhepunkt war das festliche Abschlussbankett am Abend. Das exzellente Vier-Gänge-Menü wurde von einem abwechslungsreichen Kulturprogramm begleitet, das von traditionellem Tanz und Gesang zweier Geishas über den kraftvollen Auftritt einer Taiko-Trommlergruppe bis hin zu einer modernen Keyboard-Performance reichte, bei der die Musikerin den Klang eines gesamten Orchesters simulierte.
- Zum Abschluss übergab der bis dahin amtierende Präsident Hideaki Tonogi traditionsgemäß die Präsidentschaft der ITS an seine kanadische Nachfolgerin Katerina Jordan, die in ihrer Ansprache ihre Dankbarkeit ausdrückte und die Teilnehmenden zur 16. ITRC im Jahr 2029 nach Guelph, Kanada, einlud. Der Abend endete in einer geselligen Atmosphäre mit intensivem fachlichem Austausch.
Ein ausführlicher Bericht erscheint in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift „Rasen-Turf-Gazon“, 3-2025 (in Vorbereitung).
Quellenverzeichnis:
- ASAKAWA, T., 2025: JRA Tokyo Racecourse. In: Technical Tour Guidebook, 15th International Turfgrass Research & Conference (ITRC), 15 July 2025. Organizing Committee ITRC2025. Verfügbar unter: https://itrc2025.turfsociety.com [Zugriff am: 13.08.2025].
- BARNES, M.R, J. FRIELL, B.C.RUNCK, D.J.SOLDAT, E.WATKINS and C. YUE, 2024: Cultivating connections: Framing turfgrass as a thriving social–ecological–technological system. Crop Science, 2024;65(1). doi:10.1002/csc2.21387.
- CLARKE B.B., Z. XU, D.L.WARDL and J.A. MURPHY, 2024: Potassium fertilization effects on dollar spot of annual bluegrass and creeping bentgrass. Agronomy Journal. 2024;117(1). doi:10.1002/agj2.21725
- CORDEL J, R. ANLAUF und W. PRÄMASSING, 2025: Turfgrass irrigation: Analyzing the effects of rootzone construction and irrigation delivery system on water retention characteristics and perennial ryegrass performance. Intl Turfgrass Soc Res J. Published online February 19, 2025. doi:10.1002/its2.70005.
- HUNT D, L. BORRINK, T. ESPEVIG and W. PRÄMASSING, 2025: Ultraviolet‐C radiation as an alternative method to control dollar spot and microdochium patch on golf greens. Intl Turfgrass Soc Res J. Published online May 12, 2025. doi:10.1002/its2.70058.
- OHNO, S., 2025: Hidaka Country Club. In: Technical Tour Guidebook, 15th International Turfgrass Research & Conference (ITRC), 15 July 2025. Organizing Committee ITRC2025. Verfügbar unter: https://itrc2025.turfsociety.com [Zugriff am: 13.08.2025].
- SATO R and A. KITADA, 2025: Saitama Stadium 2OO2. In: Technical Tour Guidebook, 15th International Turfgrass Research & Conference (ITRC), 15 July 2025. Organizing Committee ITRC2025. Verfügbar unter: https://itrc2025.turfsociety.com [Zugriff am: 13.08.2025].
Autoren:
M. Eng. Maximilian Karle
Hochschule Osnabrück
Nachhaltiges Rasenmanagement
m.karle@hs-osnabrueck.de
M. Eng. Daniel Hunt
Hochschule Osnabrück
Nachhaltiges Rasenmanagement
d.hunt@hs-osnabrück.de