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Bericht zum Fachkongress „Gesunder Boden – Gesunder Gartenbau“ im Rahmen des Internationalen Jahres des Bodens 2015.

16. November 2015, Berlin

 

Der Boden als natürliche und nicht erneuerbare Ressource ist zu schützen. Darin waren sich alle Teilnehmer des Fachkongresses „Gesunder Boden – Gesunder Gartenbau“ einig.

Bei der Veranstaltung von Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG) und Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zum Abschluss einer ganzen Reihe von Tagungen im Rahmen des „Internationalen Jahres des Bodens 2015“ waren zahlreiche Vertreter aus der Politik, insbesondere dem Landwirtschaftsministerium (BMEL), dem Umweltministerium (BMU) und dem ZVG, im Haus der Land-und Ernährungswirtschaft in Berlin dabei.
Zu den Teilnehmern gehörten in erster Linie Wissenschaftliche Einrichtungen, verschiedene Berufsorganisationen des Gartenbaus, zahlreiche Landwirtschaftskammern, Verbände und auch Fachfirmen aus D, CH, NL sowie mehrere Bundestagsabgeordnete bzw. deren Bürovertreter. Als Mitgliedsverband im ZVG war auch die Deutsche Rasengesellschaft zu der Veranstaltung eingeladen.

 

Fachkongress „Gesunder Boden – Gesunder Gartenbau“
Die Referenten berichteten über die vielseitigen Aspekte des Themas Boden - v.links Heike Nitt (Landwirtschaftskammer Schleswig Holstein), Prof. Dr. Hartmut Balder (Beuth-Hochschule), Bertram Fleischer (ZVG-Generalsekretär), Prof. Dr. Otmar Löhnertz (Hochschule Geisenheim), Dr. Carmen Feller (Leibnitz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren/Erfurt e.V.), Clemens Neumann (BMEL). Nicht im Bild: Gerhard Baab (Dienstleistungszentren Ländlicher Raum Rheinpfalz)

 

In den einleitenden Referaten wurden die vielfältigen Leistungen der Böden für den Menschen betont. Z.B. als drittgrößter C-Speicher nach dem Gestein und den Ozeanen. Oder wie Staatssekretär Gunther Adler aus dem Bundesumweltministerium verdeutlichte, seine Funktion als Kühlanlage in den Städten. In diesem Zusammenhang gab es den Tipp das immer knappere Bodenwasser durch die Auswahl geeigneter Pflanzen besser zu nutzen.
Aktuell gehen in Deutschland täglich immer noch 106 Fußballfelder durch Bebauung verloren. Das ist deutlich weniger als die 181 Felder zu Beginn dieser Untersuchungen. Ziel ist es allerdings den Flächenverbrauch bis 2020 auf 42 Felder oder 30 ha zu senken.
Das Bundesbodenschutzgesetz von 1998 fängt an zu wirken. 90 % der Nahrungsproduktion sind bodengebunden. Auch der Bodenzustand wird nun ermittelt. Hier sind 2018 erste Ergebnisse zu erwarten. Das Thema Bodenerosion und die damit verbundenen Probleme sprach Abteilungsleiter Clemens Neumann vom BMEL an. Er vertrat Staatsekretär Dr. Robert Kloos.
Die Leistung des Gartenbaus hat sich enorm gesteigert. Waren 1950 noch 5.100 qm für die Ernährung eines Menschen nötig, werden es 2020 nur noch 2.200 sein. Obst- und Gartenbau machen 13 % der gesamten landwirtschaftlichen Leistung aus. Dafür verbrauchen sie aber „nur“ 1,5 % der landwirtschaftlichen Fläche. „Für frische, regionale und saisonale Produkte des Gartenbaus und damit Basis einer gesunden Ernährung“ ist, wie  ZVG-Präsident Jürgen Mertz deutlich machte, „ein gesunder Boden Voraussetzung“.

 

Fachkongress „Gesunder Boden – Gesunder Gartenbau“
Neumann warnte vor der fortschreitenden Landversiegelung.

 

Nach diesen einleitenden Referaten eröffnete Prof. Otmar Löhnertz, Hochschule Geisenheim University, den Teil der Fachvorträge mit seinem Beitrag „Boden als nachhaltige Ressource im Gartenbau“. Sein Grundlagenvortrag war in vier inhaltliche Teile gegliedert: Boden, Bodentypen und Humus; Änderung der klimatischen Bedingungen und deren Auswirkungen auf den Boden; Nitratbelastung im Boden und Grundwasser; Stickstoffverluste in gasförmiger Form.
Prof. Löhnertz beklagte in seinem Vortrag die geringe Beachtung die das Thema Boden bei bisherigen Gartenbau Veranstaltungen und Aktivitäten gefunden hat. Seine Betrachtungen zu den klimatischen Änderungen, er bezog diese insbesondere auf den Rheingau, und deren Auswirkungen auf den Boden wurden mit Staunen aufgenommen. So wird bereits bis 2030 das Klima im Rheingau mit dem von Madrid heute vergleichbar sein. Damit einhergehen eine Erhöhung der Luft- und der Bodentemperatur, eine Zunahme der Wetterextreme und eine Zunahme von CO2 in der Atmosphäre. Besonders problematisch zeigt sich in diesem Szenario, dass die Temperatur vor allem in der vegetationslosen Zeit ansteigt. Dadurch geht sowohl Humus verloren als auch der bei ungebrochenen Mineralisierungsprozessen freigesetzte Nitratstickstoff. Zu seinem Vortrag gibt es einen guten und ausführlichen Beitrag im Tagungsband. Leider sind seine Äußerungen zur klimatischen Entwicklung darin nicht wiedergegeben.
Zusammengefasst führen die Veränderungen zu einer erhöhten CO2 Freisetzung in die Atmosphäre. Daher sprach Prof. Löhnertz auch die in Geisenheim und Giessen befindlichen  FACE (Free Air Carbon Dioxide Enrichment) Anlagen zur Ermittlung des Einflusses eines erhöhten CO2 Gehalts in der Atmosphäre auf die Pflanzenleistung an. Diese Ergebnisse werden uns einen Vorgeschmack auf mögliche Auswirkungen für Gartenbau und Landwirtschaft in der Zukunft geben.
Nach der Mittagspause sprachen Gerhard Baab vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinland-Pfalz zur Bodenmüdigkeit im Apfelanbau und Heike Nitt von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein zur Bodenmüdigkeit in Baumschulbetrieben.
Für den Rasenanbau wichtige Erkenntnisse dieser beiden Vorträge: Es gibt Möglichkeiten Böden zumindest in den für die Keimung relevanten oberen 5 cm so effektiv thermisch zu behandeln, dass die Keimung von Unkräutern (und Ungräsern??) effektiv verhindert werden kann.
Insbesondere die Infrarottechnologie lässt sich wirtschaftlich und vom Aufwand her darstellen. Beim Grünsneubau gäbe es Möglichkeit diese mit hitzebeständigen Folien abzudecken unter die dann heißer Wasserdampf gepresst wird. Beide Verfahren werden von der Fa. Mobildampf.de aus Waiblingen angeboten.
Verschiedene Varianten der Biofumigation können Basamid zumindest in Teilen ersetzen. Für Basamid gibt es heute keine Chance mehr und seine Anwendung ist aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen zudem viel zu aufwändig geworden.
Zur Biofumigation bzw. der Behandlung mit Schrot von Sareptasenf und anderen Glucosinolaten gibt es neben Frau Nitt, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in  Ellerhoop, nach deren Angaben auch in Osnabrück einen Spezialisten.
Im zweiten Nachmittagsblock hat zunächst Frau Dr. Carmen Feller vom Leibnitz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren über Humusversorgung, -bilanzierung und –bedeutung im Gartenbau gesprochen. Der Vortrag war hochinteressant. Wie einige der Vorredner beklagte auch Frau Feller das Fehlen von Zahlen und Informationen über Humuswirtschaft im Gartenbau. Auch ihr Beitrag ist in guter Form im Tagungsband enthalten.
Zum Abschluss sprach Herr Prof. Hartmut Balder, Beuth-Hochschule, gewohnt launig und nachdrücklich über „Urbane Böden“ und deren gezielte Bepflanzung mit Bäumen.
Es schloss sich eine gute Fragerunde und ein Schlusswort von Herrn Neumann an. Darin sprach dieser die aus seiner Sicht größten drei Herausforderungen in Bezug auf den Bodenschutz in der Zukunft an: a) zunehmende Wasserknappheit in weiten Teilen Deutschlands, b) der durchschnittliche und auch der maximale Temperaturanstieg, sowie c) immer kürzere Pachtzeiten bei steigendem Pachtpreis für landwirtschaftliche Nutzfläche. Damit einher geht eine signifikante Verschlechterung der Bodenqualität.

 

Fazit:
Eine sehr interessante und gelungene Veranstaltung. Aufgrund hochwertiger Vorträge und guter Referenten, einer reibungslosen Organisation und dem gut gewählten Veranstaltungsort hätte der Kongress mehr als nur rund 50 Teilnehmer verdient gehabt.

Download:
Der Tagungsband zum Fachkongress „Gesunder Boden – Gesunder Gartenbau“ können Sie hier herunterladen.

 

Martin Bocksch, Echterdingen, Vorstandsmitglied der Deutschen Rasengesellschaft Dezember 2015

Quelle:
Eigene Notizen, Tagungsband sowie die Pressemitteilung des ZVG vom 17. November 2015

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